„DIE ANDEREN HABEN JA IMMER IHR HANDY DABEI.“ – ZUR RELEVANZ DIGITALER MEDIEN FÜR DIE PEERBEZIEHUNGEN VON JUGENDLICHEN IN STATIONÄREN EINRICHTUNGEN DER ERZIEHUNGSHILFE

André Weßel

1. Einleitung

Ein Blick in aktuelle Studien zu den Lebenswelten Jugendlicher in Deutschland zeigt,[1] dass bei ihnen vor allem zwei Dinge hoch im Kurs stehen: ihre Peers und digitale Medien (Albert et al. 2019; Feierabend et al. 2021).[2] Besonders offenkundig wurde dies während der Covid-19-Pandemie, als umfangreiche Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und die zeitweise Schließung von Schulen und Freizeitangeboten zum Wegfall gemeinschaftlicher Peerräume und damit zu weniger Treffen in Präsenz führten. Darunter litten viele Jugendliche sehr und klagten über Einsamkeit, Verunsicherung und mangelndes Wohlbefinden (Andresen et al. 2020). Die vermehrte Freizeit füllten sie u. a. mittels einer Ausweitung ihrer Mediennutzung (Feierabend et al. 2020) – auch weil Smartphone, Laptop und Co. in diesen unsicheren Zeiten zuverlässig verfügbar blieben und es in einem gewissen Rahmen ermöglichten, von zu Hause aus an der Außenwelt teilzuhaben, indem z. B. Peerräume ins Digitale verlagert und dort verstärkt für gemeinsame Aktivitäten genutzt wurden.

Derlei Kompensationsmöglichkeiten waren und sind jedoch nicht für alle Jugendlichen ohne weiteres zugänglich, weil auch heute digitale Teilhabe im Alltag noch nicht allerorten als selbstverständlich gilt. So finden sich etwa Hinweise darauf, dass junge Menschen, die in stationären Erziehungshilfeeinrichtungen unter öffentlich verantworteter Betreuung leben, in besonderem Maße von digitaler Ungleichheit sowohl beim Medienzugang als auch bei den Möglichkeiten zur Ausbildung von Medienkompetenz betroffen sind (Tillmann/Weßel 2021). Folgt man dem 15. Kinder- und Jugendbericht, der eine enge Verknüpfung von digitaler und sozialer Teilhabe im Jugendalter feststellt (Deutscher Bundestag 2017), hat dies auch Konsequenzen für ihre sozialen Teilhabemöglichkeiten. Im Gegensatz zu Jugendlichen, die bei ihren Familien aufwachsen, ist bei jungen Menschen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe jedoch bislang kaum erforscht worden, inwiefern digitale Medien im Kontext ihrer Peerbeziehungen von Bedeutung sind.

Hier schließt der vorliegende Beitrag an. Im Rahmen einer Grounded-Theory-Studie rekonstruiert er unter Rückgriff auf Daten aus dem BMBF-Projekt „DigiPäd 24/7 – Digitalisierung in Heimen und Internaten“ (Feyer et al. 2020) aus einer subjektorientierten Perspektive, welche Relevanz digitale Medien für Jugendliche in stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe beim Aufbau und der Ausgestaltung ihrer Peerbeziehungen entfalten. Als theoretischer Bezugsrahmen dienen dabei Ansätze aus der Mediatisierungs- und der Mediensozialisationsforschung (2.) sowie der Heimerziehungs- und der Peerforschung (3.). Nach einer Darstellung des Forschungsstands (4.) sowie des methodischen Vorgehens (5.) werden ausgewählte Ergebnisse anhand von Einblicken in das Datenmaterial präsentiert (6.) und abschließend diskutiert (7.).

2. Aufwachsen in Zeiten von Mediatisierung

Das Alltagshandeln von Jugendlichen ist in hohem Maße durch digitale Mediennutzung geprägt. Nahezu alle 12- bis 19-Jährigen besitzen ein Smartphone, etwa Dreiviertel einen Computer und knapp die Hälfte eine Spielkonsole (Feierabend et al. 2021). Nach einer Selbsteinschätzung sind junge Menschen durchschnittlich etwa dreieinhalb bis vier Stunden täglich online und gehen verschiedenen Aktivitäten nach (Wolfert/Leven 2019; Feierabend et al. 2021): Über einen Messengerdienst oder ein soziales Netzwerk kommunizieren fast alle Jugendlichen (96 Prozent), drei von vier nutzen Musik- bzw. Videostreamingplattformen, digitale Spiele oder schauen sich in einem sozialen Netzwerk Beiträge auf Profilseiten an, denen sie folgen. Sieben von zehn suchen nach Informationen, und immerhin 12 Prozent veröffentlichen jeden Tag Fotos, Videos, Musik oder Blogartikel.

Aus den Zahlen wird ersichtlich: Jugend stellt sich heute mediatisiert dar. Als Mediatisierung wird in der Kommunikationswissenschaft ein langfristiger Veränderungsprozess bezeichnet, in dessen schubförmigem Verlauf immer wieder neue Medien Einzug in Gesellschaften halten und Einfluss auf die Kommunikation und das Handeln der Menschen nehmen (Krotz 2001). Damit geht ein fortwährender kultureller Wandel mit Folgen auf der Mikro-, Meso- und Makroebene einher (Krotz 2012, 37): Der Alltag und die sozialen Beziehungen der Menschen verändern sich ebenso wie Institutionen und Organisationen, und auch Kultur und Gesellschaft sind zunehmend medial durchdrungen. Im Zuge der Digitalisierung als aktueller Schub verdichtet sich der Mediatisierungsprozess zu einer tiefgreifenden Mediatisierung (Hepp 2018).

Im Ergebnis nehmen all diese insbesondere durch die Verbreitung der digital vernetzten Kommunikation vorangetriebenen Entwicklungen auch Einfluss auf die Sozialisation junger Menschen. Eine wichtige Rolle kommt dabei den Sozialisationsinstanzen zu, zu denen neben den traditionellen wie Eltern, Schule und Peergroup häufig auch die Medien gezählt werden. Dies greift jedoch zu kurz, da Medien bzw. mediale Kommunikation für die Kommunikation der anderen Sozialisationsinstanzen grundlegend sind und darin aufgehen. Mediensozialisation steht demnach nicht für eine besondere Form der Sozialisation, sondern beschreibt eine sozialisationstheoretische Perspektive auf das Aufwachsen und Leben in einer mediatisierten Welt (Vollbrecht/Wegener 2010, 9). Nutzung und Aneignung von Medien dienen als aktive Momente der Generierung von Funktionen und Bedeutungen, die Rezipient:innen durch bewusste Auswahl sowie selektive Aufmerksamkeit und Wahrnehmung im Sinne der eigenen Motivationen, Bedürfnisse und Nutzungserwartungen beeinflussen können (Kübler 2010, 21). Sie werden dabei als Subjekte verstanden, die sich ihre mediale Umwelt aneignen und an der Gestaltung der Umwelt aktiv mitwirken (Aufenanger 2022).

(Medien-)Sozialisationsprozesse beziehen sowohl soziale Bindungen, die im Kontext sozialisatorischer Interaktionen entstehen, als auch die Persönlichkeitsentwicklung durch Interaktionen mit der Umwelt mit ein (Vollbrecht/Wegener 2010, 9). Beide Interaktionsmodi sind heute gerade bei Jugendlichen in vielfältiger Form von digital vermittelter Kommunikation geprägt. Digitale Medien und die durch sie erweiterten Handlungsräume sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Umwelt und erfüllen im Alltag vielfältige Funktionen (Schmidt et al. 2009; Brüggen 2017). Jugendliche nutzen digitale Medien, um im Zuge der Auseinandersetzung mit ihrem sozialen Umfeld wie auch der eigenen Identität Anerkennung und Zugehörigkeit zu erfahren. In empirischen Befunden der Jugendmedienforschung zeigt sich zudem, dass sich über das Medienhandeln die Vergemeinschaftungs- und Gesellungsformen verändern (Hepp et al. 2014; Hugger 2014), in deren Rahmen sich Jugendliche selbst darstellen, sich mit ihrer Identität beschäftigen und ein soziales Miteinander mit Gleichgesinnten finden können (Wagner et al. 2009; Hugger/Tillmann 2022, 887). Dabei stoßen sie in unterschiedlichen Kontexten auf neue Möglichkeiten, soziale Beziehungen mit Peers zu gestalten, und wollen diese unabhängig davon, ob sie bei ihren Familien oder in einer stationären Einrichtung leben, auch nutzen (Weßel 2021).

3. Forschungskontext „stationäre Erziehungshilfen“

In stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie sonstigen Wohnformen nach § 34 SGB VIII lebten im Jahr 2020 ca. 127.000 junge Menschen (Statistisches Bundesamt 2021), die ihren „Alltag aus sozialen und politischen sowie familiären, persönlichen und individuellen Gründen nicht in ihren bisherigen familialen Beziehungsstrukturen verbringen sollen oder können“ (Pluto et al. 2021, 1286). Die Bezeichnung „stationäre Erziehungshilfeeinrichtung“ dient dabei als Sammelbegriff für einen besonderen institutionellen und rechtlichen Rahmen (Eßer 2013), dessen konkrete Ausgestaltung sich in Form unterschiedlicher pädagogischer Arrangements seit den 1970er-Jahren zunehmend ausdifferenziert hat. Die Unterbringung in einer stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung weist, verglichen mit anderen Hilfen zur Erziehung, einen stärkeren Interventionscharakter auf, da die jungen Menschen ihr gewohntes Umfeld verlassen und an einen fremden Ort ziehen müssen. Das Zusammenleben ist dort häufig in Form von Wohngruppen organisiert, die sich u. a. nach Lage (z. B. Innen- und Außenwohngruppen) oder pädagogischem Ansatz (etwa heilpädagogische, intensivpädagogische oder Regel-Wohngruppen) unterscheiden (Pluto et al. 2021,1292 f.).

Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe erweisen sich aus der Sicht der Adressat:innen als in hohem Maße von Fremdbestimmung geprägte Sozialgefüge (Ahmed et al. 2021, 9) mit einer engmaschigen, an institutionalisierten Regeln orientierten Tagesstruktur. Dazu gehört meist auch, dass die Möglichkeiten zur Mediennutzung mittels vielfältiger Maßnahmen reguliert und als Privileg verhandelt werden, das es sich zu verdienen gilt (Witzel 2015, 126). Für die jungen Menschen bedeutet dies Benachteiligungen beim Medienzugang (First Level Digital Divide) (DiMaggio/Hargittai 2001), weil die digitale Ausstattung in den Einrichtungen oftmals unzureichend ist (Klepp 2017). Besonders deutlich wird dies beim WLAN-Zugang, der, sofern er überhaupt vorhanden ist, nicht mit ausreichender Geschwindigkeit zur Verfügung steht. Zudem besitzen nicht alle Jugendlichen ein eigenes Smartphone, und selbst wenn werden die Nutzungszeiten streng reguliert. Somit werden auch die Ausbildung von Medienkompetenz, Gelegenheiten für Medienbildung und eine aktive Teilhabe am analog-digitalen Alltag in erheblichem Umfang begrenzt (Second Level Digital Divide) (Hargittai 2002). Die vielfältigen Einschränkungen der Mediennutzung kommen besonders zum Tragen, weil aufgrund der spezifischen räumlich-zeitlichen und sozialen Gegebenheiten in den Einrichtungen digitale Medien als Kontakt- und Beziehungsmedien für die dort lebenden jungen Menschen noch einmal bedeutsamer sein können als für Kinder und Jugendliche, die in Familienhaushalten aufwachsen (Tillmann/Weßel 2021, 230). Neben der ohnehin vorhandenen gesellschaftlichen Besonderung ihrer Lebenssituation, die für die jungen Menschen ein Stigmatisierungsrisiko birgt (Emond 2014), heben sie sich auch durch ihre stark eingeschränkten Möglichkeiten zur Mediennutzung von ihren Peers außerhalb der Einrichtung ab.

Grundsätzlich können Peerkontakte bei jungen Menschen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe für Belastung oder Entlastung sorgen, je nachdem, ob sie vorhanden sind oder fehlen und ob sie positiv oder negativ besetzt sind (Siebholz 2016, 441). Zu den Besonderheiten der Einrichtungen gehört es, dass im Rahmen der Unterbringung in Wohngruppen neue Peerkontexte und spezifische Peerprozesse hervorgebracht werden. So leben die Adressat:innen dort mit anderen jungen Menschen zusammen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie sie selbst befinden, mit denen sie jedoch nicht verwandt sind. Ihre Mitbewohner:innen, auf deren Auswahl sie meist keinen Einfluss haben, sind für sie neben den meist im Schichtdienst wechselnden pädagogischen Mitarbeiter:innen die primären Bezugspersonen. Die besonderen Konstellationen in den Wohngruppen werfen unterschiedliche Fragen auf – etwa nach der Nähe zu Geschwister- oder freund:inschaftlichen Beziehungen, einer spezifischen Peerkultur innerhalb der Einrichtungen oder dem Umgang mit Brüchen bzw. Kontinuitäten in den Peerbeziehungen, gerade auch hinsichtlich der Übergänge (Siebholz 2016, 442).

4. Stand der Forschung

Die Peerbeziehungen junger Menschen in den stationären Erziehungshilfen sind ein bislang vergleichsweise wenig bearbeitetes Forschungsthema; einen detaillierten Überblick über vorhandene Studien liefert Siebholz (2016). Erstmalig empirisch untersucht wurde die Thematik von Landenberger und Trost (1988), die am Beispiel zweier sog. Kinderdörfer die Beziehungen zwischen den dort lebenden jungen Menschen erforschten und eine „Heimsubkultur“ rekonstruierten, die den Charakter einer Not- und Schicksalsgemeinschaft mit (pseudo-)solidarischen Zügen besitzt (Landenberger/Trost 1988, 75 ff.). Wolf (1999) hat in einer ethnografischen Studie zu Machtprozessen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe herausgefunden, wie Peerbeziehungen als institutionelles Machtmittel eingesetzt werden können. Entweder kontrollieren die Fachkräfte die Außenkontakte, schränken sie ein und vergrößern damit die Abhängigkeit der Adressat:innen vom Einrichtungskontext (Wolf 1999, 72 ff.), oder es gelingt den jungen Menschen, die Machtbalance in ihre Richtung zu verschieben, sofern ihnen für die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse Peerbeziehungen außer- oder innerhalb der Einrichtung zur Verfügung stehen (Wolf 1999, 156 ff.; Wolf 2010, 550). Im Rahmen einer weiteren ethnografischen Forschung hat Törrönen (2006) in einer finnischen Erziehungshilfeeinrichtung die Relevanz von Peerbeziehungen innerhalb der Adressat:innengruppe untersucht, dabei unterschiedliche Formen aktiver Gestaltungsmodi von einfachem Gefährt:innentum aufgrund der gleichen Lebenssituation über Freund:inschaften bis hin zu geschwisterähnlichen Verhältnissen identifiziert und den wichtigen Beitrag der Peerbeziehungen zu Gefühlen wie Zugehörigkeit und Zu-Hause-Sein betont (Törrönen 2006, 133 ff.). Zur Fragestellung, wie sich jugendliche Bewohner:innen im Kontext der besonderen Herausforderungen des Lebensumfelds einer stationären Einrichtung selbst als Gruppe herstellen, hat Domann (2020) eine Studie durchgeführt. Sie arbeitet heraus, dass die Jugendlichen trotz erschwerender Faktoren wie der unfreiwilligen Zusammenführung, der Fluktuation und den unterschiedlichen Spannungsfeldern in der Gruppe nach Vergemeinschaftung streben und zusammen mit ihren Peers die Kernherausforderungen der Jugendphase bearbeiten.

Neben den Studien zu Peerbeziehungen innerhalb der Wohngruppen nehmen einige empirische Arbeiten auch die Peerkontakte junger Menschen außerhalb der Einrichtung in den Blick. So haben Ridge und Millar (2000) im Zuge einer Interviewstudie herausgefunden, dass die stationäre Unterbringung junge Menschen daran hindert, freund:inschaftliche Netzwerke aufzubauen und aufrechtzuerhalten, weil u. a. mehrfache Umzüge sowie die Erfahrung des Andersseins dazu beitragen, dass sie verstärkt von sozialer Exklusion im Bereich persönlicher Beziehungen bedroht sind (Ridge/Millar 2000, 173). Auch für die von Emond (2014) in einer Studie in irischen stationären Erziehungshilfeeinrichtungen zu ihren schulischen Peerkontakten befragten jungen Menschen spielen Stigmatisierung und mögliche Exklusionserfahrungen aufgrund des Lebens in der Einrichtung eine bedeutende Rolle. Als zentrale Themen der Peerbeziehungen identifiziert sie Gleichheit und Unterschiedlichkeit sowie Zugehörigkeit und Ausschluss, die insbesondere auch im Kontext der Konstruktion und öffentlichen Verbreitung einer kohärenten biografischen Erzählung der jungen Menschen virulent werden (Emond 2014, 195 ff.).

Auch zur Relevanz von digitalen Medien für die Peerbeziehungen junger Menschen sind in den letzten Jahren einige Studien durchgeführt worden. So hat etwa Weber (2015) dazu geforscht, wie digitale Medien im Kontext jugendlicher Peergroups zur gemeinschaftlichen Identitätsarbeit genutzt werden. Er kommt zu dem Ergebnis, dass gemeinsame digitale Mediennutzung und Anschlusskommunikation aus der Sicht der Jugendlichen sowohl zur Unterhaltung dienen als auch zur Integration des Freund:innenkreises beitragen und dabei spezifische identitätsbezogene Funktionen erfüllen können (Weber 2015, 320). Wie hoch der Stellenwert digitaler Medien für die Peerkommunikation junger Menschen ist, hat Schulz (2012) in einer Studie zur mediatisierten Sozialisation im Jugendalter herausgearbeitet. Demnach sind Pflege und Ausgestaltung der Beziehungsnetzwerke sehr aufwändig, da sie auch an mediatisierte Kommunikationspraktiken und Aushandlungen mit spezifischen kommunikativen Merkmalen wie z. B. Reziprozitätserwartungen und -regeln sowie Praktiken im Zusammenhang mit Selbstpräsentation gebunden sind (Schulz 2012, 267). Digitale Medien sind dabei nicht länger nur für bestimmte Teilaspekte, sondern ganz grundlegend für die Konstitution und Gestaltung von Peerbeziehungen von hoher Relevanz, was sich auch darin zeigt, dass Jugendliche nahezu permanent mit dem digital vermittelten Beziehungsmanagement beschäftigt sind (Schulz 2012, 272). Dass in diesem Kontext das Smartphone eine besondere Rolle spielt, auch weil dessen Erwerb, Besitz und zumindest zeitweise freie Verfügbarkeit sowie der Eintritt in die darüber möglich werdende Interaktionspraxis junge Menschen nach eigener Einschätzung erst als Jugendliche qualifizieren, hat Eisentraut (2016) anhand einer Studie erarbeitet. Darin werden die über das Smartphone konstituierten Interaktionsräume von den Jugendlichen grundsätzlich als zentral für die Pflege von Peerbeziehungen angesehen, bei denen sie vor allem Wert auf Reziprozität und Verfügbarkeit legen.

Während es also einige Forschungsarbeiten sowohl zu Peerbeziehungen in stationären Erziehungshilfeeinrichtungen als auch zur Relevanz von digitalen Medien für jugendliche Peerbeziehungen gibt, sind hingegen Studien, die beide Aspekte gleichzeitig in den Blick nehmen und miteinander verbinden, im deutschsprachigen Raum wie auch international kaum vorhanden. Eine der wenigen Untersuchungen haben Behnisch und Gerner (2014) durchgeführt, deren Studie zur Smartphonenutzung in der stationären Erziehungshilfe die Perspektiven von Fachkräften und Jugendlichen integriert. Sie kommt zum Ergebnis, dass bei den Fachkräften Jugendschutz- und Kontrollthemen dominieren, den befragten Jugendlichen jedoch eher Handlungsoptionen wichtig sind, die ihnen einen Zugewinn an Selbstständigkeit und Autonomie ermöglichen, wie z. B. die Nutzung des Smartphones als Außenkommunikationsmittel zur Aktivierung von Familien- und Peernetzwerken sowie die sich dadurch bietenden Möglichkeiten zu spontanen Verabredungen (Behnisch/Gerner 2014, 4 f.). Auch Witzel (2015) arbeitet anhand einer Befragung von stationär untergebrachten Jugendlichen heraus, dass sie ihre Handys in erster Linie zur Aufrechterhaltung des regelmäßigen Kontakts mit Familie und Peers außerhalb der Einrichtung gebrauchen, wobei sie insbesondere die Möglichkeit zur Teilhabe an der digital vermittelten Alltagskommunikation in der Peergroup als wesentlich empfinden (Witzel 2015, 124 f.).

Insgesamt fehlt es aus Sicht der Forschung demnach bislang vor allem an empirischen Studien, die die Untersuchung der digitalen Mediennutzung und der Peerbeziehungen junger Menschen im Kontext der stationären Kinder- und Jugendhilfe miteinander verknüpfen und Erkenntnisse dazu liefern, welche Relevanz digitale Medien beim Erleben und Gestalten von Peerbeziehungen inner- wie außerhalb der Einrichtungen entfalten. Zudem bedarf es einer stärkeren Berücksichtigung der Perspektive der jungen Menschen.

5. Forschungssetting und methodisches Vorgehen

Die im vorliegenden Beitrag dargestellte Studie greift das zuvor formulierte Desiderat auf und bearbeitet es anhand von Daten aus dem BMBF-Forschungsprojekt „DigiPäd 24/7 – Digitalisierung in Heimen und Internaten“, die in vier Wohngruppen eines Trägers der stationären Kinder- und Jugendhilfe in einer deutschen Großstadt erhoben wurden. Drei Wohngruppen mit intensiv- bzw. heilpädagogischem Schwerpunkt befinden sich auf dessen Stammgelände und teilen sich dort mit weiteren Einrichtungen des Trägers einen weitläufigen Außenbereich. Bei der vierten handelt es sich um eine Regelwohngruppe, die in einem Einfamilienhaus in einer ländlich gelegenen Gemeinde untergebracht ist. Insgesamt wurden in den Wohngruppen zwischen August und Dezember 2019 im Rahmen eines ethnografischen Feldzugangs mit teilnehmender Beobachtung, qualitativen digitalen Medientagebüchern und leitfadengestützten Interviews Daten von 22 jungen Menschen im Alter von 8 bis 16 Jahren erhoben. In den Tagebüchern erfassten zunächst alle 22 jungen Menschen softwaregestützt bis zu zwei Wochen lang ihr alltägliches soziales Medienhandeln, indem sie zunächst im Rahmen von semistrukturierten Kurzinterviews und später teils eigenständig einen vorgegebenen Fragenkatalog per Text- und Sprachnachrichten bearbeiteten und ihre Aussagen mit Emojis und Erläuterungen zu deren Auswahl kontextualisierten. Nach einer ersten Sichtung der Medientagebücher wurden vier Jugendliche für die leitfadengestützten Interviews ausgewählt, die darin ebenfalls Fragen zu ihrem Medienhandeln beantworteten und im Zuge dessen auch Netzwerkkarten anfertigten, die ihre soziomedialen Beziehungsnetzwerke abbilden. Als empirische Datengrundlage für die vorliegende Studie dienten neben den Medientagebüchern und den Interviews auch die Beobachtungsprotokolle, die im Rahmen der jeweils einwöchigen ethnografischen Begleitung in den Wohngruppen entstanden sind.

Zur Auswertung der Daten wurde auf die Grounded Theory nach Strauss (1987) sowie Strauss und Corbin (1996) zurückgegriffen, die als konkrete Methode im Sinne eines kodifizierenden Verfahrens zur Datenanalyse angewendet wurde (Schröer/Schulze 2010, 277). Im Vordergrund stand dabei die Rekonstruktion des Medienhandelns der jungen Menschen aus einer subjektorientierten Perspektive und unter besonderer Berücksichtigung ihrer Peerbeziehungen. Dazu wurden nach einer Phase der umfassenden theoretischen Sensibilisierung die Interviews und Medientagebücher in mehreren Schritten kodiert. Im Zuge dessen wurden die Daten im Kontext eines iterativ-zyklischen Prozesses immer wieder zueinander in Beziehung gesetzt und auf immer höheren Abstraktionsstufen interpretiert. Die zunächst extrahierten Konzepte wurden zu Kategorien verdichtet und unter Einsatz des paradigmatischen Modells (Strauss/Corbin 1996, 78 ff.) in ein Bedingungsgeflecht gebracht. Im Ergebnis wurde die im folgenden Kapitel angeführte Kernkategorie entwickelt, die die Relevanz von digitalen Medien für Jugendliche hinsichtlich des Erlebens und Gestaltens ihrer Peerbeziehungen im Kontext der Lebenssituation in einer stationären Erziehungshilfeeinrichtung verdeutlicht.

6. Medial konstituierte Peerbeziehungen von Jugendlichen in stationären Erziehungshilfeeinrichtungen

Im Rahmen der Auswertung aller vorliegenden Medientagebücher, Interviews und Beobachtungsprotokolle wurde die Kernkategorie medial konstituierte Peerbeziehungen herausgearbeitet. Die Kategorien, die aus dem Datenmaterial extrahiert wurden und auf deren Grundlage die Entwicklung der Kernkategorie erfolgte, werden im Folgenden angeführt und mit Zitatbeispielen illustriert. Sie repräsentieren sowohl Handlungs- und Interaktionsstrategien, die die Jugendlichen im Kontext ihrer peerbezogenen digitalen Mediennutzung anwenden, als auch Konsequenzen, die die Lebenssituation in der Einrichtung für ihre peerbezogene digitale Mediennutzung mit sich bringt. Exemplarisch ausgewählt wurde für die Ergebnisdarstellung das Datenmaterial von zwei Jugendlichen, deren Fälle sich einerseits kontrastiv gegenüberstehen, andererseits aber auch zentrale Gemeinsamkeiten aufweisen.

Bei den beiden Jugendlichen handelt es sich um die 14-jährige Romy und die 12-jährige Fenja.[3] Romy lebt in einer heilpädagogischen Wohngruppe auf dem Hauptgelände des Einrichtungsträgers. Sie besucht eine externe Schule und geht mehrmals wöchentlich außerhalb des Geländes ihrem Hobby nach; an beide Orte darf sie ihr Smartphone mitnehmen. In der Wohngruppe und deren Umgebung darf sie es ansonsten in der Woche für zwei Stunden am Tag nutzen. Am Wochenende steht ihr das Gerät länger zur Verfügung, über Nacht muss sie es stets abgeben. In Romys Wohngruppe stehen den sechs Bewohner:innen außerdem ein Gruppen-PC sowie ein Medienraum mit TV-Gerät, DVD-Player und Spielkonsole zur Verfügung.

Romy unterhält eine Vielzahl von Peerbeziehungen. Sie kann mittels ihres Smartphones auf das Kontakthalten zu Peers aus früheren Lebenskontexten zurückgreifen, die sie z. B. an ihren ehemaligen Familienwohnorten, in anderen Einrichtungen oder über soziale Netzwerke kennengelernt hat. Aufgrund der räumlichen Distanz finden keine physischen Treffen mit ihnen statt, sodass die Beziehungspflege ausschließlich über mediengestützte Kommunikation per Instant-Messenger oder Videotelefonie erfolgt.

Tim, das ist mein bester Freund, den ich an der alten Schule noch habe. Mit dem kann ich nur noch über mein Handy schreiben, weil der sehr weit weg wohnt. Aber wir schreiben so oft wie’s geht eigentlich. Schicken auch viel Fotos hin und her. (Romy, persönliches Interview, DigiPäd 24/7, November 2019)

Neben Textnachrichten versendet Romy auch häufig Fotos. Ermöglicht wird dies dadurch, dass in ihrem wie beinahe jedem Smartphone eine ausreichend leistungsfähige Kamera integriert ist und das Smartphone gleichzeitig als Speichermedium dient. Da sie über ein eigenes Smartphone verfügt, entzieht es sich der Kontrolle der pädagogischen Mitarbeiter:innen, mit wem Romy Kontakt aufnimmt.

Benjamin ist’n Kumpel von mir aus [Mittelstadt]. Wir schreiben recht viel. Wir teilen auch Bilder miteinander. Aber das ist mehr so einer von denen die Betreuer halt nichts wissen, weil wir würden es schlechter Umgang nennen. […] Aber ja, wir waren in der gleichen Krisenwohngruppe. Da hab’ ich ihn dann kennengelernt. (Romy, persönliches Interview, DigiPäd 24/7, November 2019)

Romy kann eine autonome Auswahl der Peers vornehmen, mit denen sie kommuniziert, und eigenmächtig entscheiden, ob sie die Beziehung aufrechterhalten möchte oder nicht. Diese relative Entscheidungsfreiheit manifestiert sich auch in den Kontaktformen, die Romy aussucht.

Klara ist in meiner Klasse. Die mag ich sehr gerne. […] Wir schreiben viel, wir telefonieren. Wir tauschen Bilder aus, also auch wenn wir nebeneinanderstehen tauschen wir soeben Bilder aus. […] Helen ist auch ’ne Schulfreundin von mir. Wir chatten auch. Mit ihr telefoniere ich eigentlich nicht. Wir haben beide nicht so viel Zeit. Ja, wir tauschen aber mega-viel Bilder aus. […] Lisa kenn ich aus der Schule. Die ist bei mir im Profilunterricht […]. Wir tauschen hin und wieder mal Fotos aus. Mehr aber auch nicht. (Romy, persönliches Interview, DigiPäd 24/7, November 2019)

Die kommunikativen Aktivitäten Schreiben, Bilderaustauschen und Telefonieren kommen in den Beispielen je nach Intensität der Beziehung alle oder nur teilweise zum Einsatz. Romy nimmt somit eine Hierarchisierung von Peerbeziehungen über die Auswahl der medialen Praktiken vor. Dabei gilt: Je intensiver die Freund:inschaft, auf desto mehr Praktiken wird zurückgegriffen. Bilder tauscht sie mit allen dreien, gechattet wird nur mit zweien von ihnen und das Telefonieren behält sie sich für Klara vor, die sie besonders gerne mag. Über ihre persönlichen Peerkontakte hinaus nutzt Romy auch die Möglichkeit der Anbahnung und Pflege von rein digital vermittelten Peerbeziehungen, die sie über soziale Netzwerke aufbaut und z. B. mittels Videotelefonaten ausgestaltet.

Romy erfährt Einschränkungen beim Ausleben von Peerbeziehungen durch die Lebenssituation in der Einrichtung, was bei ihr zu Frust und Wut führt. Zum Tragen kommen dabei vor allem die unzureichende digitale Infrastruktur in Form der schwachen WLAN-Verbindung, aber auch mangelnde Ressourcen für privates Handyguthaben sowie fehlende Unterstützung bei technischen Problemen. Dadurch hat Romy zeitweise Schwierigkeiten, mit ihren Peers digital vermittelt zu kommunizieren. Neben der technischen Ausstattung sind auch die Medienregeln wie z. B. begrenzte Nutzungszeiten in der Wohngruppe maßgeblich für Romys Möglichkeiten zum Ausleben ihrer Peerbeziehungen. Wie es ist, ohne Smartphone in der Einrichtung zu leben, weiß sie, weil sie bei ihrem Einzug den Aufnahmeregularien entsprechend für mehrere Wochen das Handy abgeben musste, was ihr auch bei Regelverstößen wieder passieren kann.

Und sobald man halt von der Melderegel runterrutscht, zum Beispiel, wenn ich jetzt runterrutsche, habe ich mein Handy nicht mehr. Das ist halt auch total doof, weil dann bin ich schon wieder ausgeschlossen von der Außenwelt. Und das ist halt total doof, weil wir halt schon ziemlich abgelegen hier leben. Und alle meine Freunde, die wohnen halt ziemlich weit weg. Das heißt, ich könnte da nicht mal einfach so hinfahren oder so. Also ohne Handy ist man hier ziemlich aufgeschmissen. (Romy, Medientagebuch, DigiPäd 24/7, September 2019)

Es wird deutlich, dass es nicht vorrangig der Entzug der Medien ist, durch den sich Romy bestraft fühlt, sondern vor allem auch der damit einhergehende Ausschluss von ihren Freund:innen.

Ähnlich wie Romy bringt auch Fenja zum Ausdruck, dass sie sich ohne Smartphone von ihren Peers außerhalb der Einrichtung abgeschottet fühlt und kaum Möglichkeiten der sozialen Teilhabe besitzt. Gemeinsam mit zehn anderen jungen Menschen lebt sie in einer Regelwohngruppe in einem ländlich gelegenen Einfamilienhaus. Für sie gehört das Gefühl des Exkludiertseins zum Alltag, seit ihr vor einigen Monaten nach einem medienbezogenen Regelverstoß Smartphone, Tablet und Laptop dauerhaft entzogen wurden. Auch in ihre externe Schule darf sie nichts davon mitnehmen. Sie kann zwar noch auf die gruppeneigene digitale Ausstattung – ein Tablet, einen Desktop-PC und eine Spielkonsole – zurückgreifen, hat jedoch derzeit keine Möglichkeit, darüber digital vermittelt zu kommunizieren.

Interviewer: Welche Medien oder Apps nutzt du denn mit den Leuten zusammen?

Ich hab gar kein Handy. Also gar nix. Mit gar keinem. […] Wollen auch mit mir nix zu tun haben. […] Und ich hab auch die Nummer von denen gar nicht. Und deswegen hab ich mit gar keinem, wirklich mit gar keinem Kontakt. (Fenja, persönliches Interview, DigiPäd 24/7, Dezember 2019)

Fenja hat derzeit nicht nur keine Möglichkeit zu aktiver digitaler Teilhabe, sondern wird ihrer Ansicht nach aufgrund dessen auch absichtlich ausgeschlossen und macht Exklusionserfahrungen unter Peers aufgrund fehlender digitaler Kommunikationsmöglichkeiten. So kann sie derzeit lediglich über den Festnetzanschluss der Gruppe im Beisein der Fachkräfte telefonieren, was weder ihr noch ihren Peers als eine Handlungsoption erscheint, von der sie gerne Gebrauch machen. Deshalb schreibt sie auch die kürzlich erlittenen Verluste einer Freundinschaft sowie einer sich anbahnenden romantischen Beziehung dem fehlenden Zugang zu ihrem Smartphone und den damit verbundenen unzureichenden Möglichkeiten zur Vertiefung von Peerbeziehungen außerhalb der Wohngruppe zu.

Durch die mangelnde Verfügbarkeit von Medien und den damit einhergehenden Kommunikationsmöglichkeiten ist Fenja zudem auch von einem Ausschluss von peerkulturellen Praktiken digital vermittelter Kommunikation und damit in Zusammenhang stehenden Peeraktivitäten betroffen.

Ja, die anderen haben ja immer ihr Handy dabei. Dann tauschen die manchmal irgendwie Nummern aus. Machen manchmal Bilder oder telefonieren die halt mit ihren Eltern. Sagen: „Okay, ich bin gleich da.“ Oder: „Darf ich irgendwie bei ihm übernachten?“ Oder: „Darf der bei mir übernachten?“ Und ich kann das ja halt nicht machen. (Fenja, persönliches Interview, DigiPäd 24/7, Dezember 2019)

Um sich mehr Möglichkeiten für digitale Teilhabe zu erschließen, sucht sich Fenja Ausweichstrategien, z. B. die Nutzung der Medien von Peers zur Kompensation des fehlenden Eigenbesitzes. Teils nutzt sie die Medien dann mit ihren Peers zusammen und unterstützt sie beispielsweise beim Formulieren von Chatnachrichten an potenzielle Beziehungspartner:innen, teils nutzt sie die Geräte aber auch für sich alleine.

Wenn ich ein Handy sehe, dann muss ich unbedingt damit irgendwas machen. Dann frage ich immer. Zum Beispiel Freunde heute Morgen so: „Kann ich spielen? Können wir ein Foto machen?“ […] Manchmal bei Freunde ziehe ich das einfach weg. Dann ist es halt für die normal. […] Dann warten die einfach, bis ich fertig bin. Aber bei manchen frage ich halt dann, ob ich das halt darf. Also ich frage so: „Darf ich dein Handy kurz?“ Oder: „Darf ich ein Foto machen?“ Oder so. Ja. So halt. Manchmal sagen die ja und manchmal nicht. (Fenja, persönliches Interview, DigiPäd 24/7, Dezember 2019)

Innerhalb der Wohngruppe hat Fenja die Möglichkeit zur Nutzung von Medien, die der Einrichtung oder ihren Mitbewohner:innen gehören. Davon macht sie rege Gebrauch und geht mit ihren Peers im Rahmen einer gemeinsamen medialen Freizeitgestaltung in der Wohngruppe typischen jugendkulturellen Medienaktivitäten nach, was ihrem Wohlbefinden zuträglich ist.

Also ich war an das Tablet. Und war auf YouTube und Spotify und auf Fotos so. Also ich hab Bilder gemacht. Hab mir Videos angeguckt. Und hab Musik gehört. […] Und Fotos hab ich von mir selber gemacht.

Interviewer: Mit wem zusammen hast du das gemacht? […]

Also wir dürfen das eigentlich nicht. Also wir dürfen nicht zusammen ein Tablet. Aber meine Freundin und ich machen das trotzdem, weil wir finden das irgendwie komisch. Also ich war mit ihr an dem Tablet. […] Ich hab halt den Smiley gewählt, weil ich halt mit Freunde Fotos gemacht hab und Musik gehört hab und ja, also ich mich dabei so gut gefühlt hab.[4] (Fenja, Medientagebuch, DigiPäd 24/7, August 2019)

Als eine Bewältigungsstrategie der Jugendlichen im Umgang mit den medienbezogenen Regeln nennt Fenja hier bewusste Verstöße gegen die Medienregeln der Wohngruppe. Grundsätzlich ist es demnach verboten, dass Medien gemeinsam genutzt werden, damit sich die individuell begrenzten Medienzeiten nicht durch gemeinschaftliche Nutzung akkumulieren. Darüber äußern jedoch sowohl Fenja als auch Romy Unverständnis und brechen diese Regel absichtlich.

Romy pflegt die Peerbeziehungen zu ihren Mitbewohnerinnen ebenfalls in und über Medien. Gemeinsame Mediennutzung und die Verhandlung des Rezipierten unter Peers im Rahmen von die Mediennutzung begleitender wie auch daran anschließender Kommunikation nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. So strukturieren gemeinsame Medienaktivitäten beispielsweise die Abende in der Wohngruppe und sorgen für ein Gemeinschaftsgefühl.

Der zweite Emoji hat so Herzaugen, weil Fernsehgucken alleine mag ich nicht. Aber ich liebe es, wenn man so in der Gemeinschaft da so ist und dann ist es halt einfach lustig und man macht trotzdem was zusammen, weil es sitzt nicht einfach jeder davor und guckt einfach nur dahin, sondern man diskutiert auch drüber und man unterhält sich. Man macht auch Witze drüber. Man lacht zusammen. Es ist für mich schon so eine Art Gemeinsamkeit, auch wenn das viele Erwachsene nicht so ganz verstehen, aber das, glaube ich, daran liegt, dass die nicht so groß geworden sind. Für die ist gemeinsam eher, man geht zusammen raus. Aber hier bedeutet gemeinsam eher, man ist so zusammen, zum Beispiel, vor dem Handy und suchtet so ein Horrorspiel durch oder man sitzt zusammen vor dem Fernseher und lacht sich kaputt. (Romy, Medientagebuch, DigiPäd 24/7, September 2019)

Aus Romys Sicht zeigt die Entwicklung der Freundinschaft zwischen ihr und ihrer Mitbewohnerin Ute, wie die Intensivierung von Peerbeziehungen über gemeinsame Mediennutzung innerhalb der Wohngruppe funktionieren kann.

Dann haben wir wieder Granny gespielt. Und das war wieder total lustig und voll cool. Ich habe die beiden Emojis genommen, weil […] ich mich freue, dass ich mich mit Ute mittlerweile so gut verstehe. Weil wir uns manchmal gar nicht verstanden haben. Und das ist irgendwie voll schön gewesen, wir hatten zwar nur ein Handy, aber es war trotzdem keinem langweilig und man hat irgendwie, obwohl man was am Handy gemacht hat, trotzdem irgendwas zusammen gemacht und das war schon so ein Gefühl von Gemeinschaft und das war halt schon cool, weil wenn sie nicht mehr weiterkam, dann hat sie mich gefragt, ob ich ihr helfen kann und wenn ich bei einer Sache nicht weiterkam, dann habe ich sie gefragt, ob sie mir helfen kann. Und das stärkt so ein bisschen auch irgendwie die Freundschaft, finde ich. (Romy, Medientagebuch, DigiPäd 24/7, September 2019)

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die beiden Jugendlichen Romy und Fenja sich im Hinblick auf ihre Möglichkeiten zur Nutzung digitaler Medien im Kontext ihrer Peerbeziehungen teils in kontrastiven, teils aber auch in ähnlichen Situationen befinden. Wie die empirischen Beispiele zeigen, kann Romy mit Hilfe digitaler Medien ihre Peerbeziehungen pflegen und dabei weitgehend selbstbestimmt vorgehen. Über ihr Smartphone hält sie Kontakt zu Peers aus früheren wie auch aktuellen Lebenskontexten und wählt autonom aus, mit wem sie kommuniziert. Sie entscheidet dabei selbst, welche Kommunikationsformen sie nutzt und hierarchisiert ihre Peerbeziehungen darüber. Zudem hat sie auch die Möglichkeit der Anbahnung und Pflege rein digital vermittelter Peerbeziehungen, z. B. in sozialen Netzwerken. Über das dauerhaft mögliche Beziehungsmanagement in digitalen Interaktionsräumen und die Möglichkeit zur Erfüllung der kommunikativen Reziprozitätserwartungen bestätigt Romy ihre Peerbeziehungen immer wieder neu, wodurch ihr deren Pflege in für sie zufriedenstellendem Maße gelingt. Zwar darf auch sie in der Einrichtung ihr Smartphone nur in eng begrenzten Zeitfenstern nutzen, hat aber dadurch, dass sie es beim Schulbesuch und beim Ausüben ihres Hobbys mitnehmen darf, insgesamt bedeutend mehr Medienzeit als viele ihrer Mitbewohner:innen und kann daher über den Tag verteilt ihre Peerbeziehungen managen. Bei ihr entstehen Einschränkungen bei deren Ausgestaltung in erster Linie aufgrund unzureichender digitaler Infrastruktur und Ausstattung sowie mangelnder Unterstützung durch die Fachkräfte in der Einrichtung.

Auch Fenja erlebt digitale Medien als existenziell für die eigene soziale Anbindung, hat aber derzeit keinen Zugriff auf ihr Smartphone oder andere Endgeräte, die sie als Kommunikationsmittel nutzen könnte. Infolgedessen fehlen ihr hinsichtlich ihrer Peerbeziehungen die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, über die Romy verfügt, was gravierende Folgen für ihr Wohlbefinden mit sich bringt. Fenja ist von peerkulturellen Praktiken digital vermittelter Kommunikation weitgehend ausgeschlossen und macht unter Peers Exklusionserfahrungen, was sowohl freund:inschaftliche als auch partnerschaftliche Beziehungen und Möglichkeiten zu deren Vertiefung angeht. Zwar bezieht sie die erfahrene Ablehnung auch allgemein auf ihre Lebenssituation in der stationären Erziehungshilfeeinrichtung und die damit einhergehende Stigmatisierung, lässt aber gleichzeitig erkennen, dass die fehlenden digitalen Teilhabemöglichkeiten ihre Außenseiterinnenposition noch weiter verstärken. Zur Kompensation des fehlenden Eigenbesitzes pflegt sie Peerbeziehungen mit Bezug auf Medien, indem sie die Geräte ihrer Peers nutzt – entweder solitär oder gemeinsam mit ihnen.

Dass die gemeinschaftliche Mediennutzung mit Peers in der Einrichtung verboten ist, können weder Romy noch Fenja nachvollziehen, weshalb sich beide absichtlich nicht an die Regel halten. Der hohe Stellenwert gemeinsamer Mediennutzung zeigt sich ebenfalls bei der Ausgestaltung des Zusammenlebens in der Einrichtung, wo sie eine zentrale Rolle einnimmt – sowohl im Rahmen der alltäglichen Freizeitaktivitäten in den Wohngruppen als auch hinsichtlich der Intensivierung von Zweierbeziehungen über z. B. gemeinschaftliche Mediennutzung an einem Gerät. Dabei wird deutlich, dass es nicht nur um die bloße Freizeitbeschäftigung geht, sondern die in der Regel zunächst miteinander unbekannten Jugendlichen sich über das geteilte Interesse an Medien und die gemeinsame Mediennutzung annähern und, wie Romy es expliziert, eine Stärkung von Freund:inschaft und Gemeinschaftsgefühl stattfindet.

Die Auswertung zeigt insgesamt, dass auch junge Menschen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe ihre Peerbeziehungen aktiv über und mit Bezug auf digitale Medien leben und ausgestalten (möchten). Es zeigt sich jedoch, dass ihnen dies nur dann gelingen kann, wenn ihre Lebenssituation in der Einrichtung und die damit einhergehenden Mediennutzungsregeln es zulassen. Im Ergebnis wird ersichtlich, dass digitale Medien nicht nur ein wesentlicher Bestandteil, sondern auch eine konstitutive Bedingung für die Anbahnung und Aufrechterhaltung von Peerbeziehungen inner- wie auch außerhalb der Einrichtung darstellen.

7. Diskussion

Der vorliegende Beitrag zeigt, inwiefern vor dem Hintergrund von Aufwachsen und Sozialisation in mediatisierten Lebens- und Alltagswelten digitale Medien für die Peerbeziehungen von Jugendlichen in stationären Erziehungshilfeeinrichtungen Relevanz entfalten. Als zentrales Ergebnis der Analyse lässt sich festhalten, dass es sich, so die im Rahmen der Grounded-Theory-Studie herausgearbeitete Kernkategorie, bei den Peerbeziehungen der Jugendlichen in der untersuchten Einrichtung um medial konstituierte Peerbeziehungen handelt, deren Anbahnung und Pflege in engem Zusammenhang damit stehen, wie digitale Medien im Kontext der Lebenssituation in der stationären Kinder- und Jugendhilfe genutzt werden (können). Somit schließt der Beitrag eine Forschungslücke, indem er gleichermaßen sowohl die digitale Mediennutzung als auch die Peerbeziehungen Jugendlicher in einem dahingehend bislang wenig untersuchten Feld der Sozialen Arbeit thematisiert und miteinander verknüpft. Die Ergebnisse erweisen sich als anschlussfähig an die zuvor dargestellten theoretischen Bezüge und vorangegangenen Forschungsarbeiten.

Limitationen der Studie ergeben sich u. a. aus dem methodischen Design und dem zugrunde liegenden Sample. So wurde etwa die Methode der qualitativen digitalen Medientagebücher in der hier angewendeten Form eigens im Rahmen des Projekts entwickelt und kann mitunter an der ein oder anderen Stelle noch weiter verfeinert und eingehender an die spezifischen Gegebenheiten des Forschungskontexts angepasst werden. Des Weiteren hätte es sinnvoll sein können, nicht nur Jugendliche aus verschiedenen Wohngruppen eines Trägers, sondern von mehreren Trägern als Studienteilnehmende zu gewinnen, um z. B. unterschiedliche medienbezogene Regelsysteme mit ihren Auswirkungen auf die Mediennutzung der jungen Menschen im Einrichtungsalltag berücksichtigen zu können. Auch wäre es sicherlich wünschenswert gewesen, wenn sich noch mehr ältere Jugendliche zum Mitwirken an der Studie bereit erklärt hätten, da sich der Stellenwert der Peers im Leben junger Menschen, die Beziehungen zu ihnen und auch die darauf bezogenen Nutzungsweisen digitaler Medien im Laufe der Adoleszenzphase ändern und Einfluss auf die Beziehungsgestaltung nehmen. Dies könnte z. B. auch im Rahmen möglicher weiterer Forschungsvorhaben in den Blick genommen werden.

Darüber hinaus ergeben sich Forschungsdesiderate nicht nur in Bezug auf eine Erweiterung der Untersuchungsgruppe innerhalb der stationären Kinder- und Jugendhilfe, sondern auch für andere Felder der Sozialen Arbeit. So wäre es interessant herauszufinden, welche Resultate eine Studie mit vergleichbarer Fragestellung etwa bei jungen Menschen mit körperlichen und/oder kognitiven Beeinträchtigungen in stationären Einrichtungen hervorbrächte. Dabei könnte der Fokus auch noch einmal deutlicher auf die Potenziale digitaler Medien für soziale Inklusion als Zielsetzung Sozialer Arbeit gelegt werden, die im Bereich der stationären Erziehungshilfen bislang eher in geringem Maße verfolgt wird.

Abschließend lassen sich aus den Ergebnissen der Studie auch Implikationen für die pädagogische Praxis ableiten. So gilt es für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe, die Peerbeziehungen ihrer Adressat:innen inner- und außerhalb der Einrichtungen als wichtige Entwicklungsressource zu begreifen und die jungen Menschen umfassend bei deren Aufbau und Pflege zu unterstützen – analog wie auch digital. Damit dies in zeitgemäßer Form erfolgen kann, ist ihre altersgerechte, selbstbestimmte und diskriminierungsfreie digitale und damit soziale Teilhabe sicherzustellen, die sowohl einen angemessenen Zugang zu Medien als auch die Förderung von Medienkompetenz und Gelegenheiten zur Medienbildung umfasst.

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[1] In Anlehnung an die JIM-Studien (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, jährlich seit 1998) werden im vorliegenden Beitrag junge Menschen im Alter von 12 bis 19 Jahren als Jugendliche bezeichnet.
[2] Auf eine eingehende Klärung des Peerbegriffs und seiner Komposita wird in diesem Beitrag verzichtet; siehe dazu beispielsweise Hoffmann (2022) oder Köhler et al. (2016).
[3] Alle im Rahmen der Ergebnisdarstellung angeführten Namen und Orte wurden pseudonymisiert.
[4] Wenn von Smileys bzw. Emojis die Rede ist, geht es um die Bewertung von Mediennutzungssituationen im Kontext des Medientagbuchs.