„DAS DA ZEHRT SO AM SELBSTWERTGEFÜHL“ – ZU DEN EMOTIONALEN KOSTEN VON ERSTAKADEMIKERINNEN AUF DEM WEG ZUR PROFESSUR IN DER MEDIZIN
Marina Ginal
1. Einleitung: Ausschlüsse aus der medizinischen Wissenschaft
Im universitären Kontext zeigt sich das Fach Medizin als ein Paradebeispiel für soziale Ungleichheiten im Hinblick auf Gender und soziale Herkunft. So ist gerade die Medizin seit ihrer Etablierung und Professionalisierung als universitäre Disziplin durch Frauenausschlüsse geprägt – obwohl es doch gerade die Heilerinnen, Pflegerinnen und Hebammen waren, die in dem Bereich tätig waren. Ängste plagten damalige Universitätsprofessoren an der Schwelle zu einer institutionalisierten Medizin, die einen „physiologischen Schwachsinn des Weibes“ (Möbius 1900) propagierten oder prophezeiten, es könne „grenzenloses Unglück entstehen, das die Universität vernichten würde, dass nämlich […] die Zahl der Studentinnen eines Tages größer würde als die der Studenten“ (Hermann 1872, 13). Ein Teil der Prophezeiung hat sich derweil erfüllt – zwei Drittel der Studierenden in der Medizin sind Frauen – aber die meisten Verlassen die Universität, bevor sie eine Professur erhalten konnten. Und obgleich sich ein ganzer Forschungskanon mit den strukturellen Bedingungen für Geschlechterungleichheiten auf dem Weg zur Professur befasst, bleiben die emotionalen Effekte sozialer Mobilität gerade für Bildungsaufsteigerinnen im Verborgenen. In Anlehnung an die Feld-Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu befasst sich der Aufsatz deshalb mit diesen komplexen Wirkmechanismen und ihren emotionalen Kosten. Der Fokus liegt hierbei auf der Habilitationsphase, in der sich die meisten Wissenschaftlerinnen umorientieren. Nach einer Einordnung in den Forschungsstand, der Vorstellung der Hochschulmedizin sowie theoretischen Überlegungen wird diese Fragestellung empirisch aus der Perspektive von Erstakademikerinnen im Vergleich zu Frauen aus akademischen Elternhäusern beleuchtet.[1]
2. Forschungsstand: Ausschlüsse von Erstakademikerinnen aus der Wissenschaft
Schon 2001 machte Stefanie Engler deutlich, dass die Art und Weise, wie Erfolg in der Wissenschaft erworben und anerkannt wird, mit der Zuschreibung der im wissenschaftlichen Feld konstruierten Persönlichkeitseigenschaften verknüpft ist. Christina Möller spricht in Anlehnung an Bourdieu diesbezüglich von einer „Illusion der Chancengleichheit“ (2017, 63 ff.), die sich gerade für Erstakademikerinnen auf dem Weg zur Professur niederschlägt. Dies lässt sich mit Blick auf die Wissenschaftssoziologie Bourdieus als spezifische Praxislogik des Feldes erklären, in dem bestimmte Regeln, handlungsleitende Interessen und Spiel-Einsätze von den Akteur:innen des Feldes anerkannt und verinnerlicht werden müssen (Bourdieu 1980/1993, 107). Und so garantiert ein mit dem Feld kompatibler akademischer Habitus bessere Chancen im Konkurrenzkampf. Lenger und Rhein (2018) weisen diesbezüglich auf einen Zusammenhang zwischen Habitus und Erfolg im wissenschaftlichen Feld hin: Habituelle Dispositionen in der Wissenschaft sind durch Primär- und Sekundärsozialisation beeinflusst, die sich wiederum auf die Sozialisation ins Feld und damit auf entsprechende Positionen im Feld auswirken. Mit Blick auf Ausstiege aus der Wissenschaft geht es damit nicht um die reine Betrachtung von wissenschaftlichen Inhalten oder der Wissenschaftler:innen, sondern um das relationale Verhältnis in den Praxen des Wissenschaftsfeldes im Kontext von Feld-Habitus-Differenzen, die soziale Mobilität im Feld begrenzen (ebd., 87 ff.). Dies hat konkrete Folgen für die soziale Zusammensetzung des Feldes der Wissenschaft im Sinne einer Wissenschaftselite (Graf 2015).
Gerade die neueren Entwicklungen innerhalb der Wissenschaft führen zu einer deutlichen Geschlossenheit des Feldes. Diese Entwicklung vollzieht sich nach Maria Keil (2018) quantitativ über eine verschärfte Konkurrenzsituation des sog. wissenschaftlichen Nachwuchses und qualitativ über prekäre Arbeitsbedingungen und unzureichende Karriereaussichten. Hierbei handelt es sich um Selektionsmechanismen, die innerhalb der Qualifikationsstufen wirken und lediglich an den Übergängen sichtbar werden. Für die Universitätslandschaft in Deutschland macht Angela Graf so auch deutlich, dass die „Verschärfung der Wettbewerbsstrukturen und die zunehmende Prekarisierung der Arbeitsbedingungen die Gefahr [nach sich zieht], dass die soziale Herkunft für den Einstieg, den Verbleib und damit auch den Erfolg in der Wissenschaft eher an Bedeutung gewinnt, als verliert“ (2017, 132).
Insbesondere Statuspassagen wie die Habilitation – deutlich sichtbar bereits im Übergang zur Promotion (Jaksztat 2014) – zeigen sich als hochgradig vermachtet, mit Ausschlüssen für diejenigen, die nicht über ausreichende Feld-Passung verfügen (vgl. u. a. Blome et.al. 2019). Ungleichheiten in Geschlecht und Herkunft zeichnen sich bereits bei einer unterschiedlichen Studienwahl ab (Lörz 2012) und ziehen sich bis hin zum Drop-out mit Blick auf eine Professur (Jungbauer-Gans/Groß 2016).
In dieser Gemengelage haben es insbesondere Frauen aus hochschulfernen Milieus schwer, die als Bildungsaufsteigerinnen ohne akademische Vorbilder in den Herkunftsfamilien als „Mädchen für alles“ durch überdurchschnittliches Engagement eigene Interessen vernachlässigen (Lange-Vester/Teiweis-Kügler 2013, 188 f.). Für Erstakademikerinnen ist es besonders herausfordernd, im wissenschaftlichen Feld eine abgesicherte Position zu erreichen (Möller 2015, 241 ff.). Denis Hänzi und Hildegard Matthies (2013) weisen zudem darauf hin, dass das Feld auch auf emotionaler Ebene unterschiedlich habitualisiert wird. Personen aus einem bildungsbürgerlichen Milieu können in der Wissenschaft über einen „Habitus der Gelassenheit“ (Hänzi/Matthies 2012, 6) verfügen, wohingegen in Aufstiegsmilieus „Techniken der Selbstoptimierung und Selbstkontrolle“ vorherrschen, die sich in Form der „Selbstbehauptung“ bei Personen aus Arbeiter:innenmilieus niederschlägt, in denen die „eigene Genialität stets aufs Neue und umso dezidierter unter Beweis“ (Hänzi/Matthies 2013, 44) gestellt werden muss. Der Forschungsstand zeigt sich facettenreich. Trotzdem kamen bislang Verknüpfungen zwischen sozialer Mobilität, Feld-Habitus-Differenzen und Kraftanstrengungen durch Habitus-Transformationen im Feld (El-Mafaalani 2015) zu kurz. Dieser Beitrag folgt insofern den verdeckten und verschleierten emotionalen Kosten von Feld-Habitus-Differenzen, denen nun grundlagentheoretisch nachgegangen wird. Doch zuerst soll das Feld der Hochschulmedizin umrissen werden.
3. Das Feld der Hochschulmedizin
Die Universitätsklinika in Deutschland nehmen zusammen mit den medizinischen Fakultäten eine Sonderrolle in der Klinik- und Hochschullandschaft ein, da sie Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter einem Dach vereinen. In ihrer Selbstdarstellung bildet dies die Grundlage für den Einsatz wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Krankenversorgung und für die Sicherstellung der Weiterbildung der Ärzt:innenschaft in Spezialdisziplinen (Verband der Universitätsklinika Deutschlands e. V. 2023). Für ein Verständnis beruflicher Werdegänge in der Hochschulmedizin ist daher die Verknüpfung von Forschung, Lehre und Krankenversorgung zentral.
Neben der Forschung selbst beinhaltet dieser Werdegang typischerweise die Verzahnung mit der klinischen Qualifikation. Ein strukturierter Werdegang in diese Richtung kann exemplarisch nach dem Vorschlag des Wissenschaftsrates (2016) vonstattengehen als eine stufenweise Abfolge von Studium und Promotion, Facharzt, Habilitation und Oberarzt sowie Professur und Klinikleitung. Einzelne Etappen vollziehen sich jedoch teilweise parallel. Der Werdegang verläuft insofern verzahnt, insbesondere zwischen Fach-, Funktions- bzw. Oberarztzeit, Klinikleitung sowie Habilitation und Professur. Diese Karrieren sind zudem durch deutliche Abhängigkeiten innerhalb dieser Hierarchien gekennzeichnet. So herrscht einerseits die Auffassung vor, dass an die Stelle der traditionellen Klinikhierarchie arbeitsteilige Organisationen mit flachen Hierarchien treten müssen, die dem klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchs strukturierte Karrierewege und Zielpositionen bieten (Heinze 2016). Dem gegenüber steht aber eine Realität, die ein Hierarchiedenken ausgeprägter als „beim Militär“ aufweist (Flintrop/Gerst 2008, 512). Jüngst mahnte auch der Wissenschaftsrat (2016, 31) die intransparenten und wenig planbaren Karrierewege der Clinician Scientists an, also derjenigen Mediziner:innen, die zugleich Patient:innen behandeln und gleichzeitig auf international wettbewerbsfähigem Niveau forschen.
Fehlende Anerkennung, schlechte Vereinbarkeit wissenschaftlicher mit klinischer Tätigkeit, geringe Aufstiegschancen und bessere Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Wissenschaft begleiten den wissenschaftlichen Aufstieg (IGES Institut 2014). Die universitätsmedizinische Laufbahn ist zudem meist durch eine auf Dauer gestellte Befristungsschleife gekennzeichnet, die erst durch eine Berufung auf eine Professur oder durch eine Beförderung auf eine leitende Position beendet wird. In der Hochschulmedizin verschärfen sich durch die Aufgabenverschränkungen zwischen Klinik und Forschung die universitären Mechanismen des karrieristischen Wettbewerbs um die wenigen Dauerstellen. Dies drückt sich sowohl in einem hohen Arbeitspensum aus und führt gerade in dieser Berufsgruppe zu erhöhten Verausgabungen. Ein internationales Review kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass „das Zusammenspiel von individuellen, beruflichen und organisationalen Faktoren die Morbidität und Mortalität von Ärzten erhöht. Die Prävalenz psychischer Erkrankungen scheint in der Ärzteschaft höher zu sein als in den meisten anderen Berufsgruppen“ (Schwartz/Angerer 2010, 11). Das Berufsfeld ist damit auch durch ein hohes gesundheitliches Risiko charakterisiert.
Diese vorgestellten Rahmenbedingungen der Hochschulmedizin analysiert dieGenderforschung seit einigen Jahren als Paradebeispiel für ein Feld hegemonialer Männlichkeit. So sprechen beispielsweise Katharina Rothe und Kolleg:innen (2016) von der Allgegenwart einer maskulinen Norm, die zu gesundheitlichen Risiken beiträgt. Bereits in der fachärztlichen Weiterbildung trage das Ideal der ständigen Verfügbarkeit und Verausgabung dazu bei, die Medizin als ein Feld hegemonialer Männlichkeit zu konstituieren (Reimann et al. 2017). Dies zeichnet sich auch quantitativ ab: Frauen werden aus dem Fach Medizin bis zur Erlangung einer Professur übermäßig verdrängt. So studieren zwar 66,5 % Frauen das Fach Medizin, sie verlassen dieses aber zu großen Teilen am Ende der Karriereleiter (der Frauenanteil an W3-Professuren beträgt 15,1 %; Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) 2020, Teil 2, Tabelle 1.6, 17/87). Zugleich zählt die medizinische Wissenschaft zu den exklusivsten Studienfächern mit der weitaus höchsten akademischen Reproduktion, also dem Anteil an Studierenden (59 %) mit mindestens einem Elternteil mit Hochschulabschluss (Multrus et al. 2017). Dies wirkt sich eklatant auf den Ausschluss von Erstakademiker:innen auf dem Weg zur Professur in der Medizin und den Gesundheitswissenschaften aus (Möller 2015, 257). Wie kann das theoretisch verstanden werden?
4. Theorie: Wirkweisen von Feld-Habitus-Differenzen
Deutlich wird: In der Universitätsmedizin werden Frauen und insbesondere Erstakademikerinnen verdrängt. Bei letzteren zeichnet sich eine Überschneidung eines vergeschlechtlichten und vergeschlechtlichenden Feldes ab, das Positionen im Feld von Sozialisation und sozialer Herkunft abhängig macht. So garantiert ein dem Feld kompatibler Habitus bessere Chancen im Konkurrenzkampf. Dieser Habitus ist im wissenschaftlichen Feld maßgeblich durch Herkunft und männliche Herrschaft (Bourdieu 2005/2016) geprägt. Nach Meuser orientiert sich männliche Herrschaft an hegemonialer Männlichkeit (Connell 2015) als „grundlegendes Strukturprinzip“ (Meuser 2009, 171) in den „ernsten Spielen im Wettbewerb“ (Bourdieu 1997, 203). Die auf Raewyn Connell (2015) zurückgehende Theorie hegemonialer Männlichkeit untersucht gesellschaftliche Dynamiken, in denen eine Gruppe die Führungsposition im gesellschaftlichen Leben einnimmt und aufrechterhält. Michael Meuser spricht bei hegemonialer Männlichkeit von einem „Orientierungsmuster“ (2009, 162), das verlangt, sich in Relation dazu zu positionieren. Die ernsten Spiele des Wettbewerbs können in der Universitätsmedizin demnach als ein durch hegemoniale Männlichkeit gerahmtes Orientierungsmuster konzeptualisiert werden.
Der Analyse Bourdieus folgend bestimmen sich in Feldern wie der Universitätsmedizin Machtpositionen der einzelnen Akteur:innen über die Relation zu anderen Positionen im jeweiligen Feld. Macht hat, wer Autorität im Verhältnis zu anderen im Feld erhält. Das Spiel wird von der Konkurrenz um Macht getragen und setzt Investitionen und Spieleinsätze voraus. Die Spielenden „verfügen über Trümpfe, mit denen sie andere ausstechen können und deren Wert je nach Spiel variiert“ (Bourdieu/Wacquant 1996/2006, 128). Um im wissenschaftlichen Feld erfolgreich zu sein, muss der zugrundeliegende Habitus damit „eine prinzipielle Passung zu den feldspezifischen Strukturen, Regeln und Anforderungen aufweisen“ (Lenger/Rhein 2018, 88). In seinen Ausführungen zur Habitustransformation weist Aladin El-Mafaalani (2015) darauf hin, dass Nichtpassung von Habitus und Situation zu Verunsicherung, Orientierungslosigkeit und Rückzug oder zu einem kreativen Lernprozess in Form von Habitustransformationen führen kann. Dies beinhaltet ein An-sich-selbst-Arbeiten, welches Zeit und Mühe beansprucht, da über viele Jahre einverleibte Muster aufgebrochen und neu geordnet werden müssen (ebd., 94). Bereits im Studium werden Habitus-Struktur-Konflikte stetig subtil vermittelt und damit Differenzen erzeugt (Schmitt 2010). Ingrid Miethe (2017) macht sich in diesem Zusammenhang zwar stark für eine Verschiebung des Fokus von Passungsproblemen und Fremdheitserfahrung hin zur Bewältigungsleistung von Bildungsaufsteiger:nnen. Zugleich wurde aber in der Empirie dieser Studie gerade diese Passungsleistung von den Erstakademikerinnen selbst als Grund für einen Ausstieg in den Fokus gerückt (siehe Kapitel 5 und 6).
Für Erstakademikerinnen zeigen sich damit besondere Herausforderungen im Umgang mit Feld-Habitus-Differenzen: Wissenschaftlerinnen werden in einem An-sich-selbst-Arbeiten zugleich auf sich selbst zurückgeworfen. Mit Bourdieu kann dies auch als eine Form symbolischer Gewalt gelesen werden. Symbolische Gewalt wirkt im und durch einen Habitus und zielt damit auf Denk- und Wahrnehmungsschemata (Moebius/Wetterer 2011, 4). Es handelt sich um eine Gewalt, die auf das soziale Gefüge rückwirkt und sich in den Habitus der Beteiligten einschreibt. Die männliche Herrschaft sieht Bourdieu als ein Paradebeispiel für symbolische Gewalt. Er beschreibt diese als eine unsichtbare Gewalt, die zugleich Privilegien und Ungerechtigkeiten anerkennt, verkennt und die über Gefühle ausgeübt wird (Bourdieu 2005/2016, 8). Und so betont Bourdieu, dass symbolische Gewalt Auswirkungen auf das Selbstkonzept (Selbstvertrauen, Selbstwert) hat. Welche Auswirkungen haben also Feld-Habitus-Differenzen auf innerpsychische Veränderungen von Erstakademikerinnen? Dieser Frage widmet sich der Ergebnisteil, in dem die Feld-Habitus-Theorie Bourdieus mit psychologischen Konzepten verwoben wird (Kapitel 6). Das Ziel wird hier sein, darzustellen, welche Konzepte Aufschluss geben können, wie sich Feld-Habitus-Differenzen in den feinen Maschen des Selbst festsetzen und innerpsychische Veränderungen durch diese Differenzen bewirkt werden. Diesem Vorgehen liegt die im Folgenden vorgestellte empirische Erhebung zugrunde.
5. Feldforschung und Interviews in Mentoring-Programmen der Hochschulmedizin: Datenerhebung und Auswertung mit der Grounded-Theory-Methodologie
Der Fokus der Studie lag auf der Fragestellung: Warum verlassen Frauen die Universitätsmedizin in der Habilitationsphase? In der Auswertung wurde deutlich, dass Frauen aus weniger akademischen Elternhäusern deutlich stärker von hürdenreichen Verläufen berichteten. Im Sinne der Operationalisierung wurde damit nicht die soziale Herkunft für die Analyse vorausgesetzt. Vielmehr zeigte sich durch die erhobenen sozialdemographischen Daten, dass diejenigen Personen, die ihren Habilitationsverlauf als besonders hürdenreich beschreiben, aus Elternhäusern mit geringeren formalen Bildungsabschlüssen stammten (siehe Tabelle 1, Bildungsabschluss Mutter bzw. Vater). Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt deshalb auf der Auswertung in Bezug auf Erstakademikerinnen und erweitert den Blick auf diese intersektionale Wirkweise.[2]
Die Auswertung basiert dabei auf empirischen Analysen einer 2,5-jährigen Feldforschungsphase zwischen den Jahren 2016 und 2019 in sieben Mentoring-Programmen an fünf Standorten der deutschen Universitätsmedizin, die sich an Habilitandinnen medizinischer Fakultäten richteten.[3] Zu Beginn wurden berufliche, soziodemographische und bildungsbiographische Daten mittels eines Fragebogens in allen Mentoring-Programmen der Studie erhoben (N = 113). Im Rahmen einer Feldforschung wurden in zwei Mentoring-Programmen 34 Habilitandinnen teilnehmend beobachtet. Im Anschluss an die Feldforschungsphase folgte eine Befragung von 15 Habilitandinnen mittels problemzentrierter Interviews nach Witzel und Reiter (2012). Die Interviewauswahl erfolgte im Sinne der Grounded-Theory-Methodologie (GTM) auf Grundlage erster Auswertungen in den teilnehmenden Beobachtungen, mit dem Hintergrundwissen der jeweiligen Standortkoordinatorinnen sowie mit Blick auf berufliche, soziodemographische und bildungsbiographische Aspekte des Fragebogens (siehe ausführlich Ginal 2019, 85 f.).
5.1 Feldzugang, Datenerhebung und -auswertung mit der Grounded Theory
Der Feldzugang wurde als wissenschaftliche Mitarbeiterin einer Gleichstellungstelle der Universitätsmedizin sowie als Koordinatorin von Mentoring-Programmen möglich. Diese gleichstellungspolitischen Programme verfolgen das Ziel, berufliche Entscheidungsprozesse zu begleiten, Einzelberatungen anzubieten, geeignete Mentorinnen zu finden sowie Habilitandinnen innerhalb der Programme zu vernetzen (Petersen et al., 2017). So wurde es möglich, Daten von Medizinerinnen in der Habilitationsphase im qualitativen Längsschnitt mit bis zu zehn Begegnungen zu erheben. Damit konnte in einem Feld, in dem Kritik meist dethematisiert bleibt – oder mit den Worten einer Habilitandin „alles unter den Teppich gekehrt wird“ –, eine hohe „Daten-Dichte“ des Materials erreicht werden (Geertz 1987). Im Sinne ethnographischer Feldforschung umfasste der Feldaufenthalt unterschiedliche Methoden der Datenerhebung, wie teilnehmende Beobachtung, ethnographische Gespräche, Fragebogen und Dokumentenanalyse (Hammersley/Atkinson 2010). Im Rahmen des Mentoring-Programms wurden damit unter anderem Erst-, Zwischen-, und Abschlussgespräche beobachtet und aufgenommen und Einführungsveranstaltungen sowie Workshops zur Laufbahnplanung, Gleichstellung oder Führungskompetenz wurden beobachtet, protokolliert sowie teilweise mitgeschnitten.
Protokolle von Netzwerktreffen und Gespräche über die Mentor:innen-Beziehung fließen in die Analyse genauso ein wie Dokumente und Fragebögen zum Mentoring-Programm. Im Zentrum der im Anschluss durchgeführten problemzentrierten Interviews stand der bildungsbiographische Werdegang, das Erleben der Habilitationsphase in der Universitätsmedizin sowie eigene berufliche Entwicklungen (vgl. Ginal 2019, 76).[4] Die folgenden Ausführungen basieren insbesondere auf den verbalen Äußerungen in den Interviews und Beobachtungen, die mittels der GTM erhoben und ausgewertet wurden.
Die GTM bezeichnet eine „gegenstandverankerte Theorie“, die, nach Anselm Strauss und Juliet Corbin, durch das „systematische Erheben und Analysieren von Daten, die sich auf das untersuchte Phänomen beziehen, entdeckt, ausgearbeitet und vorläufig bestätigt“ (1996, 8) wird. Datensammlung, Analyse und Theorie werden damit verschränkt zueinander erhoben und ausgewertet. Die hier vorliegende Studie orientiert sich schwerpunktmäßig an den Ausführungen zur GTM nach Kathy Charmaz (2014), insbesondere mit Blick auf die Datenauswertung und die erweiterten Möglichkeiten der Theoriegenerierung (vgl. Ginal 2019, 78 ff.). Insofern wurde das Gesamtmaterial einer schrittweisen Kodierung unterzogen und anschließend anhand von Einzelfallanalysen verdichtet. Die nun folgende Ergebnisdarstellung basiert auf dieser Idealtypisierung (Kluge 1999, 280), die durch mehrere Schritte des Kodierens, Mappings und empirischen Verdichtens aus dem empirischen Material herausgearbeitet wurde (vgl. Ginal 2019, 87 ff.).
5.2 Idealtypen: Repräsentation der Daten und Definition der Kategorien (Hierarchie, Leistung, Zeit)
Die Daten wurden als Idealtypen verdichtet und in der Forschungsarbeit entsprechend repräsentiert. Diese Wahl der Repräsentation ist durch die Empirie selbst begründet. Sie wurde gewählt, da damit in hohem Maße Anonymität auch gegenüber Gruppenleitung und Vorgesetzten der eigenen Klinik sowie dem Kollegium gewährleistet werden kann. Im Gegensatz zu einer biographisch-narrativen Einzelfallauswertung (Schütze 1983; Rosenthal/Loch 2002), die eine hohe Konzentration auf einen Fall ermöglicht oder eine prototypische Auswertung (Kuckartz 2010, 106), die sich darauf konzentriert, mithilfe eines Falls einen Typus zu charakterisieren und damit individuelle Besonderheiten abzugrenzen, orientiert sich eine idealtypische Konstruktion (Ludwig 1996) an der Verdichtung mehrerer Verläufe hin zu der für alle geltenden Essenz. Diese Idealtypen verkürzen und glätten durch Zuspitzung ambivalente und situierte Realitäten (Kluge 1999, 165 ff.). Gleichzeitig bietet diese Glättung aber auch Schutz, da gerade in einem vernetzten Feld wie der Hochschulmedizin individuelle Besonderheiten in ihrer Abfolge Gefahr laufen, durch das Umfeld erkannt zu werden. Die Typenbildung versteht sich an dieser Stelle eher als eine Hilfsmethode, um auf eine Verlaufsbeschreibung aufgrund forschungsethischer Ansprüche nicht verzichten zu müssen. Zudem wird die Heterogenität in der Auswahl thematisiert und insofern nicht geglättet, da diese Verdichtungen des Gesamtsamples darstellen, und, um eine hohe Sättigung zu erreichen, im Vorfeld der Auswahl die Heterogenität des Samples verfolgt wurde. In einem weiteren Schritt wurden diese Idealtypsierungen im Sinne von Extremtypen (Gerhardt 1986, 273 ff.) einander gegenübergestellt und im Sinne der Grounded Theory in Kontrastierung zueinander als Kontrastgruppen ausformuliert. Es handelt sich hierbei um jeweils ähnlich hürdenarm oder hürdenreich verlaufende Habilitationsverläufe von Frau Dr. A, B, C, D etc.
6. Erstakademikerinnen: Torpediert, unpassend gemacht und ausgebrannt
Die Entwicklung des Datenmaterials mündete in der Konstruktion zweier Kontrastgruppen von Frauen: Hürdenreich und Anerkannt. In den beiden Gruppen verdichten sich die Pole des Gesamtsamples, innerhalb derer Habilitandinnen eine hohe (Hürdenreich) oder geringe (Anerkannt) Intensität wahrgenommener Hürden im Habilitationsverlauf beschrieben (vgl. Ginal 2019, 98 f.). Hier wurde deutlich, dass hürdenreiche Verläufe durch die Kategorien a) Hierarchie, b) Leistung und c) Zeit definiert werden können. Das bedeutet, dass diese Idealtypen von besonders hoher Dichte an Hürden im Habilitationsverlauf betroffen waren: Diesen Personen machen machtvolle Vorgesetzte (Kategorie Hierarchie) das Leben besonders schwer. Diese Frauen berichten von starken Abhängigkeitsverhältnissen und zugleich Ungleichbehandlung durch Vorgesetzte. Ihre Leistung (Kategorie Leistung) erfährt weniger Anerkennung, bis hin zur Aberkennung. So werden beispielsweise geleistete Autor:innenschaften aus wissenschaftlichen Publikationen gestrichen (vgl. ausführlich zur Kategorie Leistung, mit Blick auf Meritokratie in der Wissenschaft, Ginal 2021). Im Vergleich zu Mitkonkurrenten:innen werden ihnen weniger Zeitressourcen für karrieristisch wichtige Aufgaben wie Forschung oder das Einwerben von Drittmitteln zuteil (Kategorie Zeit). Die Frauen dieser Kontrastgruppen werden hingegen deutlich mehr in der ärztlichen Versorgung auf Stationen eingesetzt als ihre Kolleginnen aus dem Idealtypus Anerkannt und fühlen sich zunehmend ausgebrannter.
Ein zentrales Ergebnis der empirischen Untersuchung sind damit bestimmte feldspezifische Hürden, die in den ernsten Spielen des Wettbewerbs einen Unterschied zwischen Habilitationsverläufen von Frauen in der Hochschulmedizin machen. Bei diesen Hürden handelt es sich um Hierarchie, Leistung und Zeit, die im Kontrast zwischen den Gruppen Hürdenreich und Anerkannt mit ihren Auswirkungen auf das Selbst analysiert wurden.[5] Alle drei Kategorien sind hierbei von Feld-Habitus-Differenzen durchzogen. Aufgeführt werden folgend Feldpraktiken der durch akademisch-hegemoniale Männlichkeit geprägten Universitätsmedizin, die dazu führen, dass sich Feld-Habitus-Differenzen in diesen Kategorien verdichten. Im Fokus des Artikels stehen dabei die emotionalen Folgen dieser Feldpraktiken als Ausschlussmechanismen für den Idealtypus Hürdenreich und im Kontrast zum Idealtypus Anerkannt.
6.1 Kategorie Hierarchie: Torpediert werden
Unter der Kategorie Hierarchie wird nicht nur ein formalisiertes System der Unter- und Überordnung von Elementen verstanden, sondern auch ein konkretes Machthandeln mit weitereichenden Machtbefugnissen in der Hochschulmedizin, dass Frauen der Kontrastgruppe Hürdenreich als torpedierend beschreiben. Wie in Abschnitt 2. beschrieben, charakterisiert sich die Medizin durch spezifische Herausforderungen. So absolviert ein Clinician Scientist nicht nur eine Facharztausbildung, sondern forscht parallel auch zur stationären Versorgung. Das Feld der Wissenschaftsmedizin wird zudem als hegemonial männlich beschrieben, als „harte Ellenbogenkultur“ (Ginal 2019, 231 f.) mit grenzwertigen Umgangsformen. Eine Ärztin schildert im Interview den Eindruck, man würde mit anderen Menschen nicht so umgehen wie mit Kolleg:innen. Eine andere Ärztin habe sich „schon mehr als einmal überlegt, nach Hause zu gehen“. Ihr Vorgesetzter sage zu ihr: „Ja, ob man zu doof ist […]. Und dann gibt es halt keine Diskussion, dass man sich erklären kann, warum, weshalb. Sondern halt einfach… wird halt zusammengeschrien“ (Ginal 2019, 261). Dieser Umgang führte auch bei einer anderen Ärztin zur „Verzweiflung“. Sie thematisiert in einer Peer-Group-Diskussion im Rahmen ihres Mentoring-Programms: „Also diese ständigen Torpedierungen, die ihr beiden ja auch geschildert habt, die so halt in den Kliniken üblich sind – die sind, ja, selbst wenn man sich noch so sehr versucht, dagegen abzuschotten, wirklich halt extrem beschädigend“ (ebd.).
In der Arbeitspsychologie wird die zentrale Stellung der Anerkennung in der täglichen Interaktion zwischen Vorgesetzten und Angestellten betont (Stocker et al. 2014). Dies wird in der Kontrastgruppe Hürdenreich als Problem benannt: „Und aber so dieses Gefühl zu haben, es interessiert keinen, keine Wertschätzung zu bekommen.“ Die Ärztin der Kontrastgruppe hätte das Gefühl gebraucht: „Ich will Sie hier haben.“ Stattdessen sei sie zur „absoluten Einzelkämpferin“ geworden (Ginal 2019, 256). Abwertungen und fehlende Wertschätzung werden so zu einem zentralen Thema im Habilitationsverlauf, da dieses Fehlen dazu beiträgt, dass sich der eigene Selbstwert kontinuierlich verringert. So erklärt eine Ärztin diesbezüglich: „Wenn man selber das Gefühl hat, der eigene Chef hält nichts von einem selber, das, das da zehrt so am Selbstwertgefühl“ (Ginal 2019, 257).
Gemäß Mark Leary und Roy Baumeister (2000) entwickeln Menschen, die sich nicht angemessen bewertet fühlen, Verhaltensweisen, um diese Situation zu verändern. Bleibt Wertschätzung aus, kommt es zu einer Handlung, um zu einer angemesseneren Bewertung zu gelangen. Die Aufmerksamkeit richtet sich so aber auch auf dieses Ausbleiben und der erwähnte „Chef“ erhält eine prominente Stellung. Vor dem Hintergrund individueller Unterschiede im Selbstwert von Personen wirkt in der Kontrastgruppe Hürdenreich das Feld selbstwertbedrohend situativ auf den Selbstwert ein. Das berufliche Selbstvertrauen als wichtige personale Ressource für berufliche Erfolge nimmt in der Kontrastgruppe Hürdenreich ab. Durch eine wahrgenommene Differenz zwischen Feldansprüchen von Vorgesetzten an die eigene Person und Selbstansprüchen erhöht sich die Sensibilität, den eigenen Habitus anzupassen, um Wertschätzung im Feld zu erlangen. So entdeckt eine andere Habilitandin, dass sie ihre eigenen Interessen immer stärker zurückgestellt habe, um die Wertschätzung ihres Vorgesetzten zu erhalten. Durch Feld-Habitus-Differenzen wird das Selbstkonzept insofern tangiert, dass in Abhängigkeit zu Vorgesetzten diese zu sog. „key people“ (McConnell et al. 2013, 17) werden, die das Selbst einerseits abwerten, andererseits gerade hierdurch immer wichtiger für die eigene Selbstbewertung werden. Bedeutend ist an dieser Stelle, dass soziale Anerkennung in den ernsten Spielen ungleich verteilt wird. So ist in der Kontrastgruppe Hürdenreich das Gefühl, keine Wertschätzung zu erhalten, auch, wie sich folgend zeigen wird, an die tatsächliche Anerkennung von Leistung gebunden.
6.2 Kategorien Leistung und Zeit: Unpassend gemacht und ausgebrannt
Unter der Kategorie Leistung werden nicht allein objektive Leistungskriterien verstanden, sondern es wird darunter auch die Einbettung von Leistungen in soziale Anerkennungsprozesse verstanden, die Wissenschaftlerinnen als unpassend gemacht bezeichnen. Ein Beispiel: Veröffentlichungen gelten als quantitativ messbare Währung in der Wissenschaft. Im Gesamtsample wurde die Habilitation von allen kumulativ erarbeitet. Dies führte dazu, dass die beschriebenen quantitativen Leistungskriterien der Wissenschaft, wie die Nennung als Erst- oder Letztautorin, für die Habilitation essentiell wurden. Da die Quantifizierung von Leistung in der Wettbewerbskultur so maßgeblich zählt, wurde um sie auch entsprechend konkurriert. Einen dieser Wettbewerbe schildert eine Ärztin folgendermaßen: Sie habe ein Paper geschrieben und ging davon aus, dass sie Erstautorin des Artikels werde. Der Vorgesetzte habe bisher die Position als Letztautor erhalten. Doch dieser habe ihr gesagt: „Ach du, ich bin da übrigens Erstautor“ (Ginal 2019, 238). Durch diesen Vorfall sei der Medizinerin klargeworden, dass sie sich „positionieren“ müsse. Hier zeigt sich, worauf Rene Krempkow und Uta Landrock bereits vor zehn Jahren hingewiesen haben, nämlich dass in der Medizin eine weitverbreitete Art wissenschaftlichen Fehlverhaltens existiert, die sich vor allem im unangemessenen Umgang mit (Ko-)Autor:innenschaften abzeichnet. Hierbei handelt es sich sowohl um die „Vergabe von (Ko-)Autorschaften [sic!] ohne substanziellen Beitrag“ sowie um die „Nicht-Aufnahme von Wissenschaftler/innen mit substanziellem Beitrag als Koautoren [sic!]“ (2013, 67 f.). Insofern sind die Vergaben von Autor:innenschaften in eine Hierarchie gebettet, in der es sich „zu positionieren“ gilt, wobei diejenigen, die entsprechend feldadäquat Forderungen stellen können, leichter zu Positionen gelangen. Die Habilitandin hat hingegen den Eindruck, zwischen ihr und dem Vorgesetzten, der sie „auf irgendeiner Ebene“ schon möge, sei es nie „geschmeidig“ gewesen, wobei sie hier auch ihre Herkunft als „Nicht-Professorinnen-Tochter“ betont: „Ich hatte immer so das Gefühl, ich spreche diese Sprache irgendwie auch gar nicht“ (Ginal 2019, 236). Für die Habilitandin macht es so den Anschein, weniger adäquat Forderungen stellen zu können. Bei anderen, bevorzugten Personen spüre sie einen deutlichen Unterschied. Vielmehr hat sie den Eindruck, diesen Unterschied wettmachen zu müssen, um sich adäquat positionieren zu können. Dies wirkt sich auf ihr Selbstkonzept aus, da sie den Eindruck hat, sich dem Feld anpassen zu müssen.
Selbstkonzepte können als kontextabhängig oder -unabhängig in Bezug auf ihre Umwelt betrachtet werden (Hannover/Kühnen 2002). Verstärkt das Umfeld ein interdependentes Selbstkonzept, kann dies zu einer stärkeren Kontextabhängigkeit der Selbstwahrnehmung und zu einem geringeren personalen Selbstwert führen (einen Überblick gibt Hannover 2010, 30 ff.). Dieser Prozess ist bei der zitierten Ärztin zu beobachten. Unter den geschilderten Bedingungen verändert sich die Wahrnehmung der Habilitandin zunehmend in Richtung wahrgenommener Feld-Habitus-Differenz mit der Konsequenz, dass sie eine weitere Wissenschaftskarriere nicht mehr in Betracht zieht. Sie ist der Ansicht: „So bin ich nicht gestrickt. Und ich glaube, das wäre für mich eine Qual“ (Ginal 2019, 271).
Demgegenüber spricht eine Ärztin der Kontrastgruppe Anerkannt mit Herkunft aus einer „ausgesprochenen Medizinerfamilie“ (ebd., 307) nicht von Feld-Habitus-Differenzen. Aufgrund ihrer Herkunft und ihres bisherigen Werdegangs lässt sich die Ärztin der Kontrastgruppe Anerkannt nicht von einem bestimmten „Gehabe“ in der Hochschulmedizin beeindrucken. Sie schildert als Begründung eine Habitusähnlichkeit, die sich aus der Herkunftsfamilie ableitet. Hier habe sie früh ein kulturelles Umfeld aus klassischer Musik und Kunst kennengelernt, das gerade auch Oberärzte lebten (ebd.). Ihrer Beschreibung nach verfügt sie über ein für das Feld passförmiges „System der Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata“ (Bourdieu/Wacquant, 1996/2006, 160). Zudem bringt sie eine Haltung mit, die an ihre Habilitation gestellten Anforderungen kompetent erfüllen zu können. Sie sagt: „An der medizinischen Fakultät zu habilitieren, ist nicht so schwer, muss man sagen, die Voraussetzungen sind nicht so richtig hoch“ (Ginal 2019, 304). Auch sonst vermittelt sie den Eindruck, ihren Lebenslauf selbst in schwierigen Situationen im Griff zu haben und flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. Dementsprechend ist für sie auch wichtig, dass „ich selbst bestimmen kann, was ich mache“ (ebd.). Die Habilitandin der Kontrastgruppe Anerkannt sieht ihren Erfolg als verdient, basierend auf einem hohen Arbeitseinsatz: „Wie gesagt, ich habe auch sehr viel dafür gearbeitet“ (ebd.). Ein sozial unabhängiges Selbstkonzept wird vermittelt, das Erfolge nicht auf äußere Umstände zurückführt. Gerade für (weitgehend) unabhängige Selbstkonzepte spielen äußere Faktoren eine subjektiv geringe Rolle (Hannover/Kühnen 2002, 72). Insgesamt werden die Frauen der Gruppe Anerkannt vergleichsweise mehr gefördert und ihre Leistungen öfters anerkannt. Vorgesetztenbeziehungen stellen sich als günstig für diese Medizinerinnen heraus. Und so konnte sich die Habilitandin beispielsweise über eine Autor:innenschaft freuen, die für sie möglich wurde, da der Vorgesetzte in Rente ging und diese nicht mehr benötigte (Ginal 2019, 302). So fällt ins Gewicht, dass Frauen der Gruppe Anerkannt kaum bis gar nicht von Anpassungsforderungen an das wissenschaftliche Feld berichten.
7. Fazit und Ausblick
Im Habilitationsprozess sind Erstakademikerinnen mit habituellen Passungsanforderungen konfrontiert. In einem männlich-akademischen Feld, in dem hegemoniale Männlichkeit nicht nur vor Torpedierungen schützt, sondern auch zu entsprechender Karriere-Förderung durch Vorgesetzte führt, werden verstärkt Feld-Habitus-Differenzen im Selbst aktiviert. Deutlich wird, dass sich im Kontext akademisch-hegemonialer Männlichkeit vergeschlechtlichte Feldpositionen zwischen den Frauengruppen ausdifferenzieren. Hegemoniale Männlichkeit wirkt damit je nach Feldposition beschädigend oder schützend auf das Selbstkonzept ein. Die Frauen der Kontrastgruppe Anerkannt erleben so im Gegensatz zu denjenigen der Kontrastgruppe Hürdenreich im Habilitationsverlauf Wertschätzung und Anerkennung ihrer Leistung (vgl. dazu ausführlich Ginal 2021). In der Kontrastgruppe Hürdenreich offenbaren sich hingegen Differenzen hinsichtlich feldadäquat gerahmter Verhaltensweisen, die sich im Verlauf der Habilitation verstärken und akkumulieren – oder in den Worten einer Habilitandin ausgedrückt: „[D]as da zehrt so am Selbstwertgefühl“ (Ginal 2019, 257). Im Habilitationsverlauf mündet diese Akkumulation auch in einer ausbrennenden Stressbelastung im Kontext der Kategorie Zeit (ausführlich hierzu Ginal 2020).
Insgesamt zeigt sich, dass die Kategorien Hierarchie, Leistung und Zeit so ineinandergreifen, dass ein Ausstieg aus der Wissenschaft zu einem Akt des Selbstschutzes für die betroffenen Personen wird. Nicht nur durchziehen Habitus-Feld-Differenzen die für eine Karriere in der Medizin maßgeblichen Kategorien Hierarchie, Leistung und Zeit. zudem stellen sich diese Differenzen auch als verinnerlichtes Scheitern dar, das zur Arbeit am Selbst auffordert: Arbeit am Selbstvertrauen, an der inneren Unabhängigkeit, der eigenen Stressresistenz oder, anders ausgedrückt, an der eigenen Selbstoptimierung, mit den geschilderten zirkulierenden Momenten, die diesen Entwicklungen verstärkt zuspielen können. Hier ermöglicht Wissen über die „relative Geschlossenheit des für den Habitus konstitutiven Dispositionensystems“ (Bourdieu/Wacquant, 1996/2006, 168) Möglichkeiten, der „eigenen Disposition eine andere entgegenzusetzen“ (ebd., 171). Veränderungen in diesen Zusammenhängen zu denken, deutet deshalb gerade für die Frauenförderung in eine kritisch-reflexive Richtung. Vergeschlechtlichte Feldpositionen differenzieren sich immer stärker aus und orientieren sich an der Fähigkeit, feldadäquaten Orientierungsmustern zuzuspielen. Insbesondere Frauen ohne akademischen Hintergrund tun dies scheinbar in geringerem Ausmaß. Quantitativ hat sich die Hochschulmedizin feminisiert. Im Feld zeigt sich aber eine hegemoniale Männlichkeit als Norm, die gerade von Erstakademikerinnen grundlegende Veränderungen und Anpassungsleitungen ihres Selbst verlangt und zugleich einzelne „passende“ Frauen in ihr elitäres Zentrum integriert. Für „die anderen“ entstehen in den (Non-)Fitting-Prozessen sozialer Mobilität hohe emotionale Kosten. Ein Ausstieg aus der Wissenschaft wird so als eigene Problemlage konstruiert. Individuelle Lösungsversuche werden durch passende Ansätze des An-sich-selbst-Arbeitens (durch Coaching oder Therapie) privatisiert, ermöglichen aber zugleich, der „eigenen Disposition eine andere entgegenzusetzen“ (ebd.).
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Danksagung und Förderung:
Ich danke der Gleichstellungsstelle, den Habilitandinnen sowie den weiteren teilnehmenden Programmstandorten sehr (die aus Anonymisierungsgründen nicht genannt werden). Großer Dank gilt Frau Prof. Dr. Sabine Walper und Frau Prof. Dr. Paula-Irene Villa für die Begleitung der Gesamtstudie sowie Prof. Dr. Sabine Pankofer, Dr. Anna Buschmeyer und Dr. Herwig Reiter als wichtige Berater:innen. Die Studie entstand im Rahmen einer Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sowie am Deutschen Jugendinstitut München und wurde durch das Stipendium „Wege zur Professur“ der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Bayerischen Hochschulen/HAWs gefördert.
[1] Der Artikel basiert auf der Veröffentlichung „Geschlechterungleichheiten in der Universitätsmedizin. Zum Einfluss der Organisationskultur auf den Ausstieg von Habilitandinnen“ (Ginal 2019).
[2] Die Messung und Operationalisierung sozialer Herkunft werden weiterreichend diskutiert und sehr unterschiedlich erhoben (vgl. Bauer 2022). In dieser Studie wurde ein nichtakademisches Elternhaus von Erstakademikerinnen als problematisch thematisiert, weshalb diese Selbstbeschreibung auch entsprechend verwendet wird.
[3] Eine ausführliche Beschreibung zum Studiendesign findet sich bei Ginal (2019, 49 ff.).
[4] Der Schutz vor Deanonymisierung mit Blick auf Vorgesetzte oder Forschungskolleg:innen machte methodische Überlegungen notwendig und erforderte, auf eine rückverfolgbare Zitation innerhalb dieser Studie zu verzichten (vgl. ausführlich hierzu Ginal 2019, 100 ff.).
[5] Der Schwerpunkt liegt auf den ersten beiden Kategorien. Die Kategorie Zeit wird in Ginal (2020) ausführlich behandelt.
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