Kompensatorische Bemühungen in der Erwachsenenbildung
Späte Einsichten zu Ungleichheiten im Schweizer Bildungssystem
DOI:
https://doi.org/10.26043/GISo.2024.2.9Schlagwörter:
Erwachsenenbildung, Grundkompetenzen, Ungleichheit, BildungssystemAbstract
Der Fokus dieses Artikels liegt auf einer kritischen Metanalyse von empirischen Studien zu den kompensatorischen Bemühungen zur Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener, um den Spätfolgen von Ungleichheit im Schweizer Bildungssystem entgegenzuwirken. Dabei zeigt sich, dass Kompetenzdefizite bei den sogenannten Bildungsverlierer*innen oft zu Bildungsabkehr, Scham und Schulvermeidung führen. Um sie zu erreichen, setzen Bund und Kantone auf eine kompensatorische Strategie mit niederschwelligen, non-formalen Bildungsangeboten. Diese richten sich an den spezifischen und individuellen Bedürfnissen der Betroffenen aus, nehmen auf ihre schambesetzten Schulerfahrungen Rücksicht und versuchen sie wieder anschlussfähig zu machen. Aus bildungssoziologischer, rassismuskritischer und intersektionaler Perspektive lassen sich die Folgewirkungen von Ungleichheit meist auf ungleiche Startvoraussetzungen zurückführen und Scham als wirkmächtiger Exklusionsmechanismus spielt eine wichtige Rolle. Es stellt sich die Frage, ob es sich unsere Wissensgesellschaft leisten kann, Menschen zurückzulassen, um sie später wieder mit grossem Aufwand abzuholen, oder ob das auf Selektion ausgelegte Schweizer Bildungssystem mit seinen Exklusionsrisiken grundsätzlich zu überdenken ist.
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