Der Erstkontakt mit dem zur Adoption freigegebenen Kind – Perspektiven der leiblichen Eltern zu Motiven, Hoffnungen und Ängsten

Adrian Seitz, Samuel Keller und Nicolette Seiterle

1. Einleitung

Seit 2018 ist in der Schweiz ein neues Adoptionsgesetz in Kraft. Neben offeneren Voraussetzungen zur Adoption wurde das Adoptionsgeheimnis inklusive der Suche nach Herkunft massgeblich gelockert. Adoptierte Menschen können ab Volljährigkeit demnach nicht mehr nur über ihre leiblichen Eltern Auskunft erhalten, sondern auch über ihre leiblichen (Halb-)Geschwister. Menschen, die ihr Kind zur Adoption freigegeben haben und es später suchen, können nun dessen Personalien erfahren, insofern es nach erreichter Volljährigkeit damit einverstanden ist. Identifizierende Informationen über das noch minderjährige Kind oder seine Adoptiveltern können den leiblichen Eltern ebenfalls bei Urteilsfähigkeit des Kindes sowie dessen Einverständnis und jenem der Adoptiveltern bekannt gegeben werden. Mit dem Gesetz wird auf eine nachhaltige Verbesserung der Bedingungen des Aufwachsens und eine Stärkung des Kindeswohls adoptierter Kinder abgezielt, indem deren Recht auf Wissen über die eigene Herkunft und die biografisch relevanten Menschen gestärkt wird. Es wurde bisher jedoch kaum erforscht, ob und wie solche Absichten von Gesetzestexten in den Lebensgeschichten davon betroffener Menschen vorkommen.

Allgemein finden sich nur wenige Studien zur Inlandsadoption in der Schweiz. Dennoch kann heute nicht mehr von einer historiografischen terra incognita gesprochen werden, wie Lengwiler et al. (2013, 51) dieses Forschungsfeld noch umschrieben haben. Das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte nationale Forschungsprojekt „Inlandsadoption in der Schweiz“[1], aus welchen hier Erkenntnisse vorgestellt werden, zielt darauf ab, wissenschaftliche Einsichten zur Kontinuität und zum Wandel zentraler Themen Schweizer Inlandsadoptionen zwischen 1922 und 2017 sowie zu den Auswirkungen von Adoptionspolitiken und -praktiken auf Biografien adoptierter Menschen und ihrer leiblichen Eltern zu gewinnen.

Im Fokus des vorliegenden Artikels stehen mögliche Beweggründe zu einem geplanten Treffen nach erster Kontaktaufnahme zwischen leiblichen Eltern und ihrem Kind, das sie Jahrzehnte zuvor zur Adoption freigegeben haben.[2]  Einem ersten Treffen in persona, das hier als Erstkontakt definiert wird, geht in der Regel eine Verbindungsherstellung in Form von Briefen, E-Mails oder Telefonanrufen voraus. Der Erstkontakt wird als Kristallisationspunkt verstanden, in dem grundlegende Vorannahmen und Bedingungen sichtbar werden, welche die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von intergenerativen Beziehungen zwischen biologisch verwandten, jedoch bisher unbekannten Familienmitgliedern bestimmen. Unter anderem spielt dabei die Klärung von häufig verunsichernden Fragen nach Zugehörigkeit und Identität eine zentrale Rolle (Businger et al. 2022). Um die Bedeutungen solcher Erstkontakte umfassender zu verstehen, ist das Ziel dieses Artikels, die damit verbundenen Motive, Hoffnungen und Ängste leiblicher Eltern vor dem ersten Treffen mit ihren inzwischen erwachsenen Kindern zu analysieren.

In einem ersten Schritt wird zunächst der Stand der Forschung zu Erstkontakten aus der Perspektive der leiblichen Eltern erörtert, woraus die Fragestellungen für diesen Artikel hervorgehen. Anschliessend wird das methodische Vorgehen für die Beantwortung dieser Fragen beschrieben. Im zweiten Schritt werden die theoretischen Perspektiven der adäquaten Würdigung und der Gegenseitigkeit erläutert, die nach der Analyse des Datenmaterials als geeignete theoretische Grundlage identifiziert wurden. Diese Theorien werden eingeführt, weil sich in den empirischen Analysen der Interviews Fragen der intergenerativen Anerkennung und Schuld als zentrale Dimensionen der genannten Erstkontakte herauskristallisiert haben. Der dritte Schritt umfasst die Darstellung der empirischen Analyseergebnisse aus Sicht der befragten leiblichen Eltern. Abschliessend werden im Fazit die empirischen Ergebnisse mit der Theorie verknüpft und weiterführende Erkenntnisse diskutiert.

2. Elterliche Motive für Adoption und Erstkontakte: Forschungsstand und Fragestellung

Die Sicht der leiblichen Eltern, die ihr Kind zur Adoption freigegeben haben, wurde in der internationalen Adoptionsforschung im Gegensatz zu anderen Akteur*innenperspektiven bisher unzureichend betrachtet (Hoksbergen et al. 2006, 47; Abraham et al. 2020, 111). Auch zur Herkunftssuche und zum damit verbundenen Erstkontakt zwischen leiblichen Eltern und ihrem Kind nach der Adoptionsfreigabe liegen kaum spezifische Forschungsergebnisse vor. Die nachfolgend aufgeführten empirischen Erkenntnisse aus dem angelsächsischen Raum und die etwas älteren Studien betreffen zwar nicht unmittelbar die erste Begegnung, können jedoch für das Verständnis des subjektiven Erlebens der leiblichen Eltern, die ihr Kind zur Adoption freigaben, als relevant erachtet werden.

So untersuchten Ellison (2003) und Sisson (2015) Motive sowie dahinterliegende Schuld- und Unschuldsdispositive leiblicher Eltern hinsichtlich der Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch. So geht aus der Forschungsarbeit von Jones et al. (2008, 94) hervor, dass als häufigstes Motiv für einen Schwangerschaftsabbruch und somit gegen eine Adoptionsfreigabe die Befürchtung genannt wird, nicht zu wissen, wie das Kind in der unbekannten Adoptivfamilie aufwachsen würde. Diese Angst ist mit grossen Schuldgefühlen verbunden. Ferner zeigt Edwards (1999) in einer Studie, dass die Geburt des Kindes für leibliche Mütter, die ihr Kind nicht behalten können, sowohl ein persönliches als auch ein politisches Ereignis verkörpert. Ausgehend von den Erfahrungen dieser Frauen wurde eine Ungerechtigkeit im amerikanischen System identifiziert, die darin besteht, dass von den betroffenen Frauen das Opfer ihres Kindes verlangt wird, was mit der dringenden Forderung nach Freigabe zur Adoption einhergeht. Kulturelle Regeln sollten gewahrt werden (z. B. Aufwachsen in einem bürgerlichen Familienmodell), was jedoch dem starken biologischen, psychologischen und sozialen Zwang, das geborene Kind zu behalten und aufzuziehen, entgegensteht (Edwards 1999, 396; Madden et al. 2020, 235). Bisher kaum erforscht sind das Erleben und die Bedeutung von Erstkontakten für leibliche Eltern und Kinder – beispielsweise als potenzielle Familienzusammenführung oder -erweiterung, die aus diesen Begegnungen hervorgehen können. March (2015, 121) untersuchte in ihrer Studie die Familienzusammenführung und kommt zu dem Ergebnis, dass diese durch die Mutter-Kind-Bindung dominiert wird, welche aufgrund stereotyper Vorstellungen von Mutterschaft motiviert ist und durch das ideologisierte Band der natürlichen Liebe verstärkt wird. Entsprechend können sie auch Enttäuschungen hervorrufen. Auf einer individuelleren Ebene setzen sich Baxter et al. (2012) mit der Konstruktion der Identität von leiblichen Müttern auseinander, die ihr Kind zur Adoption freigegeben haben. Hier wird ersichtlich, welche mütterlichen Identitäten den Betroffenen Müttern beim Erstkontakt zugeschrieben werden. So wird über ein Stigma des Versagens berichtet, das das soziale Umfeld durch Abweisung an die leiblichen Mütter heranträgt (Baxter et al. 2012, 75; Bovenschen et al. 2017, 22; March 2019, 69; Siverns/Morgan 2021, 220). Abgesehen von den wenigen genannten Publikationen gilt nach wie vor die Feststellung von Baxter et al. (2012), dass die Perspektive der Mütter, die ihr Kind zur Adoption freigaben, in der Forschung im Gegensatz zu jener der Adoptivkinder und -eltern vernachlässigt wird. Doch noch weniger berücksichtigt wurde bislang die Sicht leiblicher Väter. Im Rahmen einer quantitativen Studie befragten Hanlon et al. (2023) für den National Council For Adoption (US) nicht nur 1160 leibliche Mütter sondern auch 239 leibliche Väter. Bei der Darlegung der Studienergebnisse wird schliesslich eine explizite Bezugnahme auf die leiblichen Väter ausgelassen und die Väter treten nur in der Dyade der leiblichen Eltern auf. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass genaue Informationen und eine zwangsfreie Entscheidungsfindung relevante Faktoren für die Zufriedenheit der leiblichen Eltern mit der damaligen Adoptionsentscheidung darstellen. Die Zufriedenheit der leiblichen Mütter, insbesondere jener, die ihr Kind nach 2010 zur Adoption freigegeben hatten, ist im Vergleich zu den 1970er-Jahren gestiegen (Hanlon et al. 2023, 5).

Aus diesen Erkenntnissen sowie den genannten Forschungslücken ergeben sich für diesen Beitrag zu diesem normativ spezifisch aufgeladenen, intergenerativen Erstkontakt die folgenden Fragen: Aus welchen Motiven suchen oder vermeiden leibliche Eltern den Erstkontakt mit ihrem damals zur Adoption freigegebenen Kind? Welche Hoffnungen und Ängste verbinden sie mit dieser Suche?

3. Biografisch-narrative Interviews und Grounded Theory: Methodik

Im Rahmen der gesamten SNF-Studie,  auf der dieser Beitrag basiert, wurden 55 biografisch-narrative Interviews mit adoptierten Menschen und 15 mit leiblichen Eltern anhand des Interviewverfahrens nach Rosenthal (1995) geführt. Nicht zuletzt aufgrund der mit der Thematik verbundenen Tabuisierung (vgl. Kap.1.1) stehen die Wahrung der Anonymität sowie die Sicherstellung der selbstbestimmten Gesprächsführung im Zentrum: Alle Interviewpartner*innen konnten Ort und Zeit der Durchführung selbst wählen und wurden aufgefordert, ihre Lebensgeschichte frei darzulegen. Die Erzählaufforderung im Interview lautete wie folgt: Erzählen Sie uns Ihre Lebensgeschichte mit allen für Sie wichtigen Ereignissen. Anhand des erzählgenerierenden Ansatzes konnten die Befragten bestimmen, an welcher Stelle sie beginnen und welchen Fokus sie setzen möchten. Zum Schluss des Interviews wurden Themen befragt, die beim freien Erzählen mit Aufrechterhaltungsfragen nicht von selbst ergriffen wurden.

Die wortwörtlich transkribierten und anonymisierten Interviews werden anhand der Grounded Theory nach Flick (2018) sowie Bryant und Charmaz (2019) ausgewertet. Das grundlegende Ziel mit den erhobenen offenen Daten ist es, induktiv eine Theorie zu generieren, wobei die Bedeutungen oft nicht direkt aus den Daten ablesbar sind, sondern erst im weiteren Forschungsprozess durch deren Verknüpfung herausgearbeitet werden können. Entsprechend werden Hypothesen und Konzepte fortlaufend durch die systematische Herstellung von Verbindungen zwischen den Daten abgeleitet und weiterentwickelt (Flick 2018, 122; Breuer et al. 2019, 206). Im ersten Schritt wurden die Interviewtranskripte mittels MAXQDA-Software offen kodiert (Breuer 2010). Darauffolgend wurden, im Rahmen des axialen Kodierens, Verbindungen zwischen Kategorien und Subkategorien hergestellt, um ursächliche Bedingungen, Kontexte und Handlungsstrategien zu untersuchen (Strauss/Corbin 1996). Auf der höchsten Abstraktionsebene, die auch als selektives Kodieren bezeichnet wird, ergeben sich u. a. die hier dargestellten Erkenntnisse zu den intersubjektiv erfahrenen Bedeutungsdimensionen des Erstkontaktes. In Ergänzung zu diesen spezifischen Analysemethoden, die auf einem iterativen und erschöpfenden Prozess beruhen (Flick 2018, 21), kamen auch Fallbeschreibungen zum Einsatz. Die nach dem offenen Kodieren erstellten Fallbeschreibungen dienen der Bündelung zentraler Kategorien anhand eines einzelnen Falls sowie auch der Beschreibung eines exemplarischen Kontextes für den Erstkontakt. Einen relevanten Aspekt der analytischen Fallbeschreibung bildete das Festhalten rekonstruierter biografischer Wendepunkte (Gilligan 2009). Zur Beantwortung der Fragestellung dieses Beitrags wird die Bedeutung des Erstkontakts aus der Perspektive der interviewten leiblichen Eltern ermittelt und diskutiert. Dazu wurden spezifische, analytisch dichte Erzählsequenzen ausgewählt. Diese Auszüge aus den 15 Interviews (vgl. Tab. 1 am Ende des Beitrags) dienen als Datenbasis der vorliegenden Analysen.

Die durch induktive Analysen nach der Grounded Theory gewonnenen Erkenntnisse werden anschliessend im Ergebniskapitel veranschaulicht. Sie orientieren sich am Fokus der Fragen nach Motiven für Erstkontakte sowie nach vorhandenen Hoffnungen und Ängsten. Abschliessend werden diese Erkenntnisse aus einer anerkennungstheoretischen Perspektive diskutiert. Vorab wird indes die theoretische Perspektive erläutert, die in der Chronologie des Forschungsprozesses erst nach der empirischen Analyse herangezogen wurde.

4. An- und Aberkennung durch adäquate Würdigung und Gegenseitigkeit

Laitinen (2009, 301) führt die beiden Begriffe „adäquate Würdigung“ und „Gegenseitigkeit“ ein, mit dem Ziel, den wissenschaftlichen Konflikt um den Terminus der Anerkennung – wie Kampf um Anerkennung, Bedürfnis nach Anerkennung, wechselseitige Anerkennung, öffentliche Anerkennung, Anerkennung von Differenz, institutionelle Anerkennung oder emotionale Anerkennung – zu lösen. Vor der Betrachtung der beiden Begriffe wird die Bedeutung und folglich die Potenzialität oder Konsequenz von Anerkennung für die oder den Empfänger*in – in diesem Falle die leiblichen Eltern vor ihrem Erstkontakt – veranschaulicht. Dadurch können zentrale Funktionen der erhofften intergenerativen Anerkennung durch den Erstkontakt, die die empirischen Analysen offengelegt hatten, diskutiert werden. Dabei können die leiblichen Eltern nicht nur als potenzielle Rezipient*innen, sondern gleichsam als Vermittler*innen von Anerkennung auftreten.

Eine relevante Bedeutung der Anerkennung für die Empfänger*innen stellt nach Laitinen (2009) der Aspekt der Selbstbeziehung dar, womit diese einen konkreten Einfluss auf die jeweilige subjektive Wahrnehmung und damit auf die Motive und Ängste im Zusammenhang mit einem Treffen mit den leiblichen Kindern hat. Des Weiteren können nach May (2011) durch das Konzept der Selbstbeziehung konkrete Bezüge und Auswirkungen der Auseinandersetzungen mit einem solchen Treffen auf die Identitäts- und Zugehörigkeitsfragen hergestellt werden. Diese Selbstbeziehung für die oder den Empfänger*in kann sich nämlich aus dem Erhalt und der Bewertung positiver oder negativer Anerkennung bilden. Diese kann eine Veränderung der Selbstachtung und des Selbstwertgefühls bewirken. Die Verbindung zwischen Anerkennung und Selbstbeziehung ist in diesem Verständnis unmittelbar. Das bedeutet beispielsweise, dass eine befürchtete kritische Rückmeldung des leiblichen Kindes zur damaligen Entscheidung für eine Adoption die eigenen Fähigkeiten herabsetzen und mithin ein Gefühl der Unfähigkeit sowie Minderwertigkeit hervorrufen kann. Der Mensch als soziales Wesen weiss dementsprechend, dass die Reaktion des Gegenübers stets eine entscheidende Rolle für die Selbstbeziehung spielen kann. Diese Reaktion wird dann als Anerkennung wahrgenommen, wenn sie relevant für eine gute oder gar bessere Selbstwahrnehmung ist (Laitinen 2009, 303). Daher können vor einem ersten Kontakt Ängste und Hoffnungen gleichzeitig auftreten, was in den Interviewanalysen häufig anzutreffen war.

Um diese hoch ambivalente Gefühlslage theoretisch deuten zu können, wird nun die adäquate Würdigung als erste Perspektive der Anerkennung erörtert, gefolgt von der Betrachtung der Gegenseitigkeit. Bei der adäquaten Würdigung wird jegliche Würdigung durch andere für die oder den Empfänger*in als Anerkennung oder Missachtung aufgefasst. Die adäquate Würdigung lässt sich folglich mit angemessener Anerkennung gleichsetzen, während inadäquate Würdigung unangemessener Anerkennung entspricht, wobei diese Einschätzung eine Innensicht darstellt. Die Würdigung selbst hat einen direkten Einfluss auf die Selbstbeziehung, wobei deren positive oder negative Auswirkung in Verbindung mit der ausfallenden Würdigung steht (Laitinen, 2009, 305). Nach Laitinen (2009) beinhaltet die adäquate Würdigung das Kriterium, den bestmöglichen Standpunkt und die optimalen inhärenten Überzeugungen für die Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Demzufolge liegt sie dann vor, wenn die Reaktion angemessen ausfällt und einen Bezug zu normativ bedeutungsvollen Eigenschaften die oder den Empfänger*in aufweist (Laitinen 2009, 306). Laitinen (2009) geht davon aus, dass die normativen Charakteristiken einer Person zugeschrieben werden, zum Beispiel Vertrauenswürdigkeit, und eine Reaktion herbeiführen. Zusammenfassend wird folglich bei jeder adäquaten Würdigung die Selbstbeziehung beeinflusst, woraus Gefühle, anerkannt zu werden, hervorgehen. Die adäquate Würdigung zeigt sich somit in normativen Reaktionen, wie etwa dem Aussprechen eines Lobes für die damalige Entscheidung der Kindsfreigabe als Entscheidung zum Wohle des Kindes (Laitinen 2009, 307). Mit dem Wunsch nach Anerkennung wird der theoretische Blick auf die Erfahrungsqualitäten leiblicher Eltern in der Zeit vor dem Erstkontakt gerichtet und damit deren intersubjektiven Motive für einen Erstkontakt in den Vordergrund gerückt.

Anhand Laitinens (2009) zweiter Betrachtungsweise, in der er die Gegenseitigkeit zentral setzt, nimmt er eine klare Eingrenzung vor, ab wann Anerkennung konstituiert ist und wie sich diese ausgestaltet. Die Gegenseitigkeit offenbart sich darin, dass Anerkennung stets in beide Richtungen erfolge. Demnach muss die oder der Anerkennungsempfänger*in die oder den Anerkennungsnehmer*in als solche*n wahrnehmen und somit als solches anerkennen (Laitinen 2009, 301). Zusätzlich können nur Anerkennungsgeber*innen auch Empfänger*innen von Anerkennung sein – die Blutsverwandtschaft erscheint in den analysierten Interviews dafür als relevante normative Voraussetzung zu fungieren. Die Grundlage der Anerkennung wird demnach in der Wahrnehmung und Identifikation anderer Menschen gesehen, die Anerkennung geben könn(t)en. Dementsprechend ergibt sich Anerkennung erst aus der Gegenseitigkeit mit erfasster oder erfasstem Empfänger*in (Laitinen 2009, 302) – eine ausschlaggebende Bedingung für das Gefühl von Zugehörigkeit. Zusammenfassend beinhaltet der Gegenseitigkeitsgedanke gleichsam eine Einschränkung aufgrund der Abhängigkeit des Gegenübers, welches Anerkennung geben und erhalten kann. Damit besteht eine Abgrenzung zur adäquaten Würdigung, bei der sich Anerkennung auch einseitig konstituieren kann (Laitinen 2009, 311).

Die Wahl der dargestellten theoretischen Perspektive auf Anerkennung wurde im Anschluss an die Analyse des empirischen Materials getroffen, um die analytisch herausgearbeiteten generationsübergreifenden Anerkennungsdimensionen zwischen blutsverwandten, aber sich jahrzehntelang unbekannten Menschen theoretisch rahmen zu können. Dabei erwies sich die anerkennungstheoretische Perspektive des Sozialphilosophen Laitinen deshalb als erkenntnisreich, weil hier die interaktionale Gestalt menschlicher sozialer Praktiken und Institutionen im Zentrum steht (Jaeggi/Celikates 2017, 7). Die Betrachtung der anerkennungstheoretischen Perspektive von Laitinen (2009) ermöglicht die Verortung der Potenzialität intergenerativer Anerkennung in Bezug auf die analysierten Motive, Hoffnungen und Ängste leiblicher Eltern. Auch wenn die abschliessende Anerkennung oder Aberkennung erst durch den Kontakt mit dem leiblichen Kind selbst oder durch weitere Kontakte erfahren und bilanziert werden kann, eignen sich diese theoretischen Aspekte besonders gut, um die normativen Charakteristiken und intersubjektiven Bedeutungszusammenhänge vor einen persönlichen Erstkontakt zu verstehen.

5. Ergebnisse: Was leibliche Eltern vom Erstkontakt erwarten und sich erhoffen

Die Analysen der Sequenzen aus den biografischen Interviews zum Erstkontakt mit den inzwischen erwachsenen Kindern zeigen, dass leibliche Eltern zwar verschiedene Motive für die Verbindungsaufnahme haben, in diesen sich aber wiederkehrende Muster (intergenerativer) Anerkennungshoffnungen und Aberkennungsängsten erkennen lassen (Businger et al. 2022).

In diesen kategorialen Mustern werden die aus den Analysen abgeleiteten elterlichen Motive, Hoffnungen und Ängste, im Zusammenhang mit allfälligen Erstkotakten zu ihrem Kind, in je einem Unterkapitel dargelegt und diskutiert. Hierbei wird für eine verständlichere Darstellung der Ergebnisse eine analytische Trennung zwischen Motiven sowie Ängsten und Hoffnungen vorgenommen, obschon in den biografischen Narrativen zahlreiche Überschneidungen und gegenseitige Abhängigkeiten existieren.

5.1 Motive für das Suchen eines Erstkontakts

Alle interviewten leiblichen Eltern haben ähnliche Motive, weshalb sie ihr zur Adoption freigegebenes Kind Jahrzehnte später kennenlernen möchten. Aus der Analyse der entsprechenden Sequenzen geht hervor, dass sie durch den Erstkontakt anstreben,

  • Informationen zu den Bedingungen des Aufwachsens und zum aktuellen Wohlergehen ihres inzwischen erwachsenen Kindes zu erhalten,
  • seitens des Kindes eine Legitimation der damaligen Adoptionsfreigabe und im optimalen Fall Verständnis oder gar Dankbarkeit dafür zu erhalten, und/oder
  • sich dank allenfalls weiterführender Kontakte dem Kind zugehörig zu fühlen und sich in ihm wiedererkennen zu können.

Mindestens eines der drei Motive wird in allen Interviewsequenzanalysen erkennbar. Gleichwohl gibt es auch Personen, bei denen mehrere Motive zusammenwirken. Die Unterscheidung zwischen den elterlichen Biografien liegt in der jeweiligen Ausprägung des Motivs, z. B. wie viel Wissen die Eltern zu den Bedingungen des Aufwachsens durch den Erstkontakt in Erfahrung bringen möchten. Des Weiteren unterscheiden sich die interviewten Eltern auch im Hinblick auf den Zeitpunkt der Suche nach einem Erstkontakt. Während viele erst im höheren Alter damit beginnen (oder erst dann eine Kontaktanfrage durch die Kinder erfolgt), liegt bei einzelnen der Erstkontakt bereits lange – bei einer Befragten gar 20 Jahre – zurück. Weshalb und wie es dazu kam, ist dieser leiblichen Mutter nicht mehr präsent. Bei der leiblichen Mutter Nela (siehe Tab. 1) fungierte die Volljährigkeit des Sohns als Ausgangspunkt für das Aufflammen des Kontaktwunschs; gleichzeitig versuchte sie aber auch, sich gegen diesen Wunsch zu wehren:

Ich muss es [die damalige Freigabe zur Adoption] jetzt vergessen. Du hast keine Rechte mehr. Und dann habe ich nicht mehr darüber gesprochen. Ich sprach nicht mehr darüber. Mit niemanden. Und hab einfach weitergelebt. Dann habe ich einfach gewusst, […] er wird achtzehn. Und dann wird er mich vielleicht suchen. Das ist schon mein Gedanke gewesen. Aber ich habe gewusst, jetzt muss ich Ruhe geben. (Nela, Z. 1640)

Das erste Motiv – der Wunsch nach direkt vermitteltem Wissen zu den Bedingungen des Aufwachsens und zum Wohlergehen – betrifft die Frage, welche Erfahrungen das Kind in der Adoptivfamilie gesammelt hat und wie es ihm heute geht. Damit implizit verbunden ist die Frage, ob die Entscheidung, das Kind zu dessen Wohl zur Adoption freigegeben zu haben, rückblickend als richtig oder falsch zu werten ist. Für alle leiblichen Eltern, die zumindest mitentscheiden konnten und ihr Kind nicht unter reinem Zwang zur Adoption freigeben mussten, war dies eine sehr schwierige, einschneidende und von Widersprüchen geprägte Entscheidung. In der Regel waren die leiblichen Mütter die Entscheidungsträgerinnen, da die leiblichen Väter meist nicht oder lediglich sehr begrenzt in der Adoption involviert waren. So geht aus einer statistischen Auswertung der Adoptionsakten hervor, dass 67 % (n = 621) der leiblichen Väter im Adoptionsprozess als unbekannt angegeben wurden (Businger et al. i. E.).

Für die meisten Interviewten bleibt bis zum Erstkontakt eine vollständige Wissenslücke in Bezug auf das bis dahin gelebte Leben des Kindes bestehen. Als grosse Ausnahme ist die leibliche Mutter Peggy-Sue zu nennen: Sie hatte bereits ein Jahr nach der Geburt und Adoptionsfreigabe ihrer Tochter regelmässigen Kontakt zu ihr, wobei sich dieser auf einen Besuch pro Jahr bei der Adoptivfamilie beschränkte. Diese offene Form der Adoption stellt eine seltene Praktik mit avantgardistischen Zügen dar, da ein direkter Kontakt zum Kind erst mit dem revidierten Adoptionsgesetz von 2018 vorgesehen ist, womit diese Herangehensweise im Widerspruch zur damaligen Rechtsprechung stand. Aus den Interviewanalysen geht weiter hervor, dass die leiblichen Eltern, die keinen vorangehenden Kontakt hatten, teilweise eigene Hypothesen zum Wohlergehen des Kindes in dessen Adoptivfamilie vornehmen. So war bspw. die leibliche Mutter Nela bis zum Erstkontakt besorgt, dass ihr Sohn mit Beeinträchtigung durch die Adoptionsfreigabe ein schlechteres Leben gehabt haben könnte. Für sie war es deshalb ein dringliches Motiv, dank eines Erstkontakts erfahren zu können, ob dies tatsächlich der Fall war: „Ich habe immer Angst gehabt – was ist, wenn sie ihn irgendwo hin abgeschoben haben?“ (Nela, Z. 2566). Dieses erste elterliche Motiv des Wunsches nach direkt vermitteltem Wissen zu den Bedingungen des Aufwachsens sowie zum Wohlergehen im heutigen Leben ihres leiblichen Kindes wurde in 14 Interviews beobachtet. Bei den zwei befragten Vätern ist dieses Motiv weniger deutlich ersichtlich. Die leibliche Mutter Peggy-Sue nennt dieses Motiv aufgrund der offenen Adoption ihres Kindes ebenfalls nicht.

Das zweite elterliche Motiv, das sich in den Analysen verdichten liess, geht unmittelbar aus dem ersten hervor: Viele Eltern ersehnen sich eine Legitimation ihrer damaligen Entscheidung. Dazu benötigen sie nebst dem Wissen über ein gutes Aufwachsen seitens des Kindes mindestens ein Verständnis für ihre Rolle in der damaligen Entscheidungsfindung. Als Konsequenz eines solchen Verständnisses erhoffen sich nämlich einige durchaus einen Freispruch und damit eine Entlastung hinsichtlich etwaig bestehender Schuldgefühle. Diese können über die Jahre, ohne die Möglichkeit, etwas über das Leben des Kindes und sein Wohlergehen zu erfahren, auch so gross und existenziell werden, dass eine Mutter sogar Suizidgedanken entwickelte: „Ich habe mir auch schon überlegt, mir das Leben zu nehmen wegen dem allem“ (Gabi, Z. 3987). Zugleich wissen die leiblichen Eltern, dass hinter diesem Motiv für den Erstkontakt stets auch das Risiko liegt, Unverständnis bezüglich ihrer damaligen Rolle zur Entscheidung zu erfahren, was einem Schuldspruch gleichkäme. Die zumeist über Jahrzehnte anhaltende Ungewissheit der leiblichen Eltern und die dazu in Relation stehende Beschäftigung mit Schuld- und Unschuldsdispositiven ist Bestanteil des zweiten Motivs für die Suche nach einem Erstkontakt zum Kind. Auch die leibliche Mutter Zadie quälen entsprechende Fragen vorwiegend seit der errechneten Volljährigkeit ihrer Tochter, da diese gemäss dem Gesetz seither Kontakt zu ihr aufnehmen könnte. So stellte sich Zadie damals die Frage, was die nicht erfolgte Kontaktaufnahme zur Legitimität der damaligen Adoptionsfreigabe bzw. zur (nicht) erfahrenen Anerkennung ihrer Tochter in der Adoptivfamilie aussagen könnte:

Als sie volljährig gewesen ist, hätte sie ja mit mir Kontakt aufnehmen dürfen, und ich habe mir immer gewünscht, sie würde das. Weil ich einfach wissen wollte, was hatte sie für ein Leben gehabt, war mein Entscheid richtig gewesen und auch vielleicht, was denkt sie von mir. (Zadie, Z. 690)

Aus diesem Zitat wird deutlich, wie bedeutsam es für leibliche Eltern ist, die damalige Entscheidung beim Erstkontakt durch die daraus entstandenen Lebensumstände des Kindes möglichst legitimieren zu lassen und so späte Anerkennung zum Entscheid zu erfahren. Obschon sich viele ab der Volljährigkeit des Kindes dank eines Kontakts und des Wissens um das gute Leben eine Legitimation wünschen, erfolgt die Kontaktaufnahme in den meisten Fällen erst Jahre später. Zu diesen späten Kontaktaufnahmen konnten aus den induktiven Analysen folgende vorläufigen Schlüsse getroffen werden: a) Die leiblichen Eltern wollen nicht vereinnahmend wirken und hoffen, dass das Kind sich selbst meldet (z. B. Veronika, Z. 121). b) Der Leidensdruck in Bezug auf den Wunsch nach Legitimation und Verständnis ist zu gering (z. B. Mona, Z. 1997). Das folgende Zitat des leiblichen Vaters Martin veranschaulicht exemplarisch die biografisch quälende Wirkung der offenen Frage, ob der damalige Entscheid verantwortbar war, auch über 20 Jahre später: „Was hast du da gemacht, mein Gott? Irgendein Kind weggegeben, das du hättest aufziehen können, und doch ist es doch besser versorgt, wenn es wirklich in einer guten Familie angekommen ist“ (Martin, Z. 1328).

Die aus den nicht geklärten Schuldfragen hervorgehenden Ängste und Hoffnungen werden im anschliessenden Unterkapitel aufgegriffen. Das dargestellte Motiv, Legitimität und Verständnis zu schaffen, kann in zwölf von 15 biografischen Interviews identifiziert werden. So äussern die Befragte häufig das Ziel, ihrem Kind die Gründe der damaligen Weggabe darlegen und dadurch Verständnis erhalten zu können.

Das dritte Motiv betrifft den Wunsch, zum Kind eine weiterführende Verbindung zu entwickeln, dadurch familiale oder zumindest eine vertrauensvolle Zugehörigkeit aufzubauen und sich in der neuen Beziehung im Kind intergenerativ wiederzuerkennen. Die Umgestaltung dieser sozialen Zugehörigkeit, die vor dem ersten Kontakt nur in einem biologisch-genetischen Sinne bestand, kann dazu führen, dass diese Form von Zugehörigkeit durch das Gegenüber entweder abgelehnt oder anerkannt werden kann. Dabei liegt die Urteilsmächtigkeit aufseiten der adoptierten Menschen: Mit ihrer Bewertung der damaligen Entscheidung, zur Adoption freigegeben worden zu sein, könnten sie im Erstkontakt das Angebot zur intergenerativen Beziehung entweder neu ordnen oder ablehnen.

Folglich haben viele leibliche Eltern grosse Hoffnung, aber auch Ängste in Bezug auf das Urteil ihrer Kinder und deren (Nicht-)Bereitschaft zu einer vertiefteren Beziehung. Diese hinter den Motiven liegenden, aber auch daraus hervorgehenden Gefühle werden im anschliessenden Kapitel thematisiert. Das Ziel, nach dem Erstkontakt Zugehörigkeit oder gar familiale Zugehörigkeit (May 2011, 369) zu erleben, wird in den Interviewanalysen deutlich seltener als Motiv erkennbar (lediglich in sechs Interviews) als die ersten zwei genannten. Einige Befragte verneinen dieses Motiv sogar explizit, was allerdings auch auf eine Verdrängung hindeuten könnte, dieses latente Motiv nicht zulassen zu wollen.

Mit Blick auf die drei genannten zentralen Motive für einen Erstkontakt kann davon ausgegangen werden, dass es auch leibliche Eltern gibt, deren Motive im Kontrast dazu stehen, weshalb sie jeglichen Kontakt zum damals freigegebenen Kind verhindern möchten. Der Ausschluss des geborenen Kindes aus der eigenen Lebensgeschichte stellt einen möglichen Gegensatz zum Wunsch nach Zugehörigkeit dar, der mitunter auf eine Familienzusammenführung hofft.

5.2 Ängste und Hoffnungen der leiblichen Eltern in Bezug auf den Erstkontakt

Die im vorangehenden Kapitel erläuterten Motive für einen Erstkontakt sind eng verknüpft mit Hoffnungen, aber auch Ängsten, die die leiblichen Eltern in Hinblick auf familiale Zugehörigkeit und das erste Treffen haben. Je nach Kombination von Hoffnungen und Ängsten können diese auch dazu führen, dass ein solches Treffen vermieden wird. Auf der einen Seite hoffen die leiblichen Eltern darauf, mehr über das verpasste Aufwachsen und das heutige Wohlergehen des Kindes zu erfahren. Sie wünschen sich auch, dass die Kinder die damalige Entscheidung zur Adoption verstehen und ihnen dadurch die biografisch und normativ aufgeschichtete Schuld nehmen könnten. Auf der anderen Seite fürchten sie, dass die Adoption moralisch verurteilt wird und dass das – biologisch und emotional betrachtet – eigene Kind sie ablehnt. Dies kann in der Angst münden, das Kind nach dem Erstkontakt ein zweites Mal zu verlieren, was einen intergenerativen Beziehungsaufbau, aber auch den intergenerativen Freispruch von der Schuld verunmöglichen würde. Folgend betrachten viele der interviewten Eltern den Freispruch oder die Entschuldbarkeit der Adoptionsfreigabe als Basis, um im weiteren Verlauf zur Anerkennung der Adoptionsfreigabe sowie allenfalls auch zu einer Familienzusammenführung zu gelangen – zu einer biologisch begründeten und sozial ermöglichten, familialen Zugehörigkeit.

Folgend wird der Balanceakt zwischen derart genährten Hoffnungen und Ängsten, die sich im Erstkontakt erst bestätigen lassen, anhand dichter Zitate aus den Interviews veranschaulicht. Die leibliche Mutter Viola (siehe Tab. 1) vermeidet ein Treffen mit ihrem Sohn, da dieser keines wünscht, schreibt ihm jedoch seit 20 Jahren Briefe. Das folgende Zitat zeigt, dass es auch auf diesem Wege zu einer gewissen Entschuldung durch das Kind kommen kann, weil er ein gutes Leben ohne sie habe: „Er möchte keinen Kontakt, ausser es würde mir helfen, das Ganze zu verarbeiten. Er habe die besten Eltern bekommen, die man sich denken könnte. Und damit hat er mich freigesprochen (weint)“ (Viola, Z. 914). Hier wird ebenfalls die hohe Ambivalenz der Hoffnungen deutlich: Zwar kann Viola dank des Wissens um die besten Eltern ihre Schuldgefühle in Hinblick auf die Adoption ablegen, doch zugleich – und dafür könnte ihr Weinen im Textauszug auch stehen – wird so das Gefühl verstärkt, als Mutter versagt zu haben und durch eine perfekte Familie ersetzt worden zu sein.

Ein weiterer hemmender Aspekt geht aus dem Interview mit der leiblichen Mutter Veronika hervor: Sie hatte Angst, dass es bei einem Treffen mit ihrem Sohn zu einer Reaktivierung des ersten Verlusts durch die Weggabe kommt, da er ihr damaliges Tun und/oder auch sie als Person und als Mutter im Treffen ablehnen könnte. So befürchtete sie vor dem ersten Treffen, „in seiner Biografie ein Punkt auf der To-do-Liste zu sein“ (Veronika, Z. 574). Darüber hinaus hatte sie auch Angst davor, bloss Mittel zum Zweck zu sein, sollte ihr Sohn sie nur deshalb treffen wollen, um dadurch an die Kontaktdaten seines leiblichen Vaters zu gelangen. Dieser Angst steht indes die Hoffnung gegenüber, dass ein kontinuierlicher Kontakt entstehen könnte, der dazu führt, dass ihre damalige Entscheidung und sie als Person anerkannt wird und allenfalls auch sie als leibliche Eltern im Sinne einer familiären Wiedervereinigung adressiert werden.

Diesen Wunsch teilt Veronika mit anderen befragten Müttern wie Gabi und Mona. Im Gegensatz dazu versucht der leibliche Vater Martin, das Anstreben einer familiären Beziehung vom Motiv des persönlichen Kennenlernens komplett zu trennen: „Ich muss auch immer wieder sagen: Mir ging es nie darum, um danach irgendwas, also nachher irgendeine Vaterrolle einzunehmen“ (Martin, Z. 531). Es wird in dieser Positionierung aber auch deutlich, dass das Wissen um das Wohl des Kindes alle Befragten antreibt, auch diejenigen, die sich keine Familienerweiterung und keine neue Rolle darin erhoffen. Des Weiteren scheinen sich die leiblichen Eltern der Tatsache bewusst, dass mögliche Vorwürfe und Verurteilungen seitens des Kindes aufgrund einer als unglücklich bewerteten Kindheit ihre bisherige Sinngebung im Zusammenhang mit der damaligen Adoption grundlegend gefährden könnten.

6. Fazit: Adäquate Reaktion auf zurückliegende Entscheidungen als generationsübergreifender Anerkennungsmoment

In diesem Beitrag wurden die Motive untersucht, aus denen leibliche Eltern entweder den Erstkontakt mit ihrem zur Adoption freigegebenen Kind suchen oder vermeiden. Zudem wurden die damit verbundenen Hoffnungen und Ängste der leiblichen Eltern beleuchtet.

Drei Motive haben sich als zentral erwiesen, die für das Suchen oder Vermeiden von Erstkontakten der leiblichen Eltern mit ihrem zur Adoption freigegebenen Kind stehen: Wissen zu Bedingungen des Aufwachens in der Adoptivfamilie zu erlangen, eine Legitimation seitens des Kindes für die damalige Entscheidung zu erhalten und/oder (familiale) Zugehörigkeit und Anerkennung zu erfahren. Diese drei Motive stehen wiederum in enger Verbindung mit elterlichen Hoffnungen und Ängsten.

Mit dem ersten Motiv wollen die leiblichen Eltern Wissen zu den Bedingungen des Aufwachsens ihres leiblichen Kindes erhalten. Das erste Motiv trat in allen Analysen, abgesehen von einem Interview, deutlich hervor und erwies sich als zentral für die Entscheidungsfindung bezüglich eines Treffens. Grundlegend ist der hohe Bedarf, endlich klären zu wollen, ob sie als leibliche Eltern die damalige Entscheidung für eine Adoption als richtig bewerten dürfen. Dazu wird das Erfahrungswissen der adoptierten Kinder zu ihrem Aufwachsen in der anderen Familie dringend benötigt. Daher kann diesem Motiv ein evaluativer bzw. bilanzierender Charakter zugeschrieben werden, wie ihn Rosenthal (2015) als zentral für biografisches Erzählen festhält. Die Reaktion der Kinder auf dieses evaluative Interesse kann nur im Erstkontakt selbst oder danach geklärt werden und somit kann gefolgert werden, ob eine adäquate Würdigung vorliegt oder nicht (Laitinen 2009, 306). Die Auswirkungen auf die Selbstbeziehung (Laitinen 2009, 303) der leiblichen Eltern bleiben ungeklärt und verharren in der bestehenden Lebenslage, solange kein Kontakt, keine entsprechenden Erzählungen und dadurch keine so ermöglichte Bilanzierung stattgefunden hat. Diese Umstände erklären die hohe Emotionalität und teilweise existenzielle Sinnfrage hinter der Entscheidung, ob man sich diesem Erstkontakt stellen möchte oder nicht. Mit Ausnahme von Peggy-Sue, die im Rahmen einer offenen Adoption bereits früh Kontakt pflegte (siehe Kap. 3.1), konnten die interviewten Eltern, die vor einem möglichen Erstkontakt standen, nur vage Vermutungen über die Kindheit ihres zur Adoption freigegebenen Kindes anstellen. Zu diesen Vermutungen gehören auch mögliche Bedingungen (Laitinen 2009, 307), zum Beispiel ob das Kind über seine Herkunft (Adoptionsstatus) informiert wurde.

Das zweite Motiv – dank des Kontakts vom Kind Verständnis für den Entscheid zu erlangen – ist eng mit dem ersten Motiv verknüpft, weil Wissen über die Qualität des Aufwachsens in der Adoptivfamilie zu einer ersten Legitimation für die damals mehr oder weniger selbst getroffene Entscheidung führen kann – vorausgesetzt, die Kindheit wird rückblickend vom Kind positiv bewertet. Auch wenn die damalige Entscheidung unter starkem Druck gefällt oder gar durch Dritte erzwungen wurde, ist ein Legitimationsinteresse bei den leiblichen Eltern vorhanden. Die Möglichkeit, neues Wissen über das Heranwachsen zu erlangen, könnte den leiblichen Eltern dazu dienen, ihre Annahmen zu überprüfen und festzustellen, ob die damalige Entscheidung zur Adoption dadurch gerechtfertigt werden kann. Begleiter dieses Motivs sind die Hoffnung nach Zugehörigkeit sowie die inverse Angst vor Abweisung und Ausschluss. Für eine abschliessende Legitimation ist auch hier der direkte Dialog mit dem Kind erforderlich. Dadurch können die leiblichen Eltern von etwaigen Schuldgefühlen entlastet werden. Dies wurde teilweise in den Studien von Ellison (2003), Sisson (2015) und Jones et al. (2008) erörtert (siehe Kap. 1.1). Mithin möchten die leiblichen Eltern, die ihr Kind damals zur Adoption freigegeben haben, überprüfen, ob die Freigabe zur Adoption als normativ relevant angesehen wird (Laitinen 2009, 301). So wird den Eltern im Erstkontakt ermöglicht, sich den offenen Fragen stellen und dem Kind gegenüber direkt rechtfertigen zu können. Hier sind sie insofern handlungsmächtig, als sie eine Entschuldbarkeit und dementsprechend die Anerkennung der Adoptionsfreigabe oder einer Familienzusammenführung (Zugehörigkeit) aktiv beeinflussen und mitkonstruieren können. Daraus nährt sich eine Hoffnung der leiblichen Eltern, eine adäquate Reaktion (Laitinen 2009, 322) nicht nur passiv zu erhalten, sondern diese im direkten Austausch des Erstkontakts auch mit-beeinflussen zu können. Durch das Suchen oder aber Abweisen eines Erstkontakts findet zudem bereits eine Weichenstellung in Bezug auf An- oder Aberkennung statt, die nicht zwingend vom Kind ausgehen muss (Laitinen 2009, 323). Das zweite Motiv, Legitimation und Bestätigung erfahren zu wollen, wurde bei zwölf von 15 Interviewanalysen ersichtlich, wobei die ähnliche Häufigkeit wie im ersten Motiv eine mögliche inhaltliche Nähe erfasst.

Das dritte Motiv verfolgt das Ziel, nach dem Erstkontakt eine Beziehung zum Kind aufbauen zu wollen – im freundschaftlichen oder gar im familialen Sinne. Viele leibliche Eltern gehen davon aus, dass diesem Ziel ein Frei- anstatt Schuldspruch zum damaligen Adoptionsentscheid vorangelagert sein müsste, damit eine Klärung dieser erhofften Zugehörigkeit vorgenommen werden kann.

Der Unterschied zwischen dem dritten und dem zweiten Motiv besteht darin, dass die angestrebte Legitimierung des damaligen Freigabeentscheids noch keine familiale Zugehörigkeit (May 2011, 369) als Ziel hat. Dieses dritte Motiv kam im Sample deutlich seltener vor und kristallisierte sich in sechs Interviewanalysen als relevant heraus. In diesem Motiv wird das generelle Bedürfnis nach Anerkennung der leiblichen Eltern mit Bezugnahme auf das normative Familienbild genetisch bedingter Zugehörigkeit besonders deutlich, wobei Laitinen (2009, 303) dieses grundlegende Bedürfnis nach Anerkennung als wünschenswert bezeichnet. Die leiblichen Eltern sind nun plötzlich in besonderem Masse von ihren zur Adoption freigegebenen Kindern abhängig. Sie können das Urteil nicht beeinflussen, da das zur Adoption freigegebene Kind als einfluss- und folgereicher Richter über Zughörigkeit oder Ausschluss fungiert. Die diesem Motiv innewohnende Ohnmacht gegenüber einem solchen abschliessenden Urteil verweist auf den zweiten Teil der vorliegenden Fragestellung, der die Hoffnungen und Ängste beim Erstkontakt fokussiert. Deren Auflösung durch das Urteil des nun erwachsenen Kindes kann die Selbstbeziehung der leiblichen Eltern neu gestalten oder auch erschüttern (Laitinen 2009, 303). Die Interpretation möglicher Informationen und Urteile des Kindes geht mit der Suche nach normativ relevanten Merkmalen einher, wobei erst durch die Reaktion des zur Adoption freigegebenen Kindes eine erfahrbare Anerkennung oder Aberkennung erfolgt (Laitinen 2009, 323). Dies erweist sich für die leiblichen Eltern insofern als eine Ohnmachtssituation, als sie nicht beeinflussen können, ob es dem Kind schlecht erging und ihr damaliges Handeln in seiner Konsequenz unverantwortbar zu bewerten sei. Auch besteht die Möglichkeit, dass das Kind seine Kindheit zwar als sehr gut bewertet, aber der Bedeutung der damaligen elterlichen Entscheidung für die Adoption bloss eine marginale Bedeutung zuspricht. Daraus resultiert, dass ihr Kind unabhängig von der Qualität seines Aufwachsens über die Legitimität des damaligen Entscheids richten kann. Letztlich beinhalten gerade familiäre Anerkennungserfahrungen, dass eine Person innerhalb ihrer Familie für ihr Tun oder auch davon unabhängig für ihre Existenz ohne weitere Bedingungen akzeptiert und geschätzt wird. Dies umfasst die von Laitinen (2009) genannte gegenseitige Anerkennung und/oder Unterstützung der Familienmitglieder als Teil einer gemeinsamen Einheit. Insbesondere für adoptierte Menschen und ihre leiblichen Eltern kann die Klärung familiärer An- oder Aberkennung von besonderer Bedeutung sein, da sie ansonsten immer wieder und teilweise in existenziellem Ausmass mit Fragen bezüglich ihrer Identität, Zugehörigkeit und Abstammung konfrontiert werden (May 2011, 372).

Alle drei beschriebenen Motive und die damit einhergehenden Hoffnungen und Ängste weisen somit Anforderungen an gegenseitige Anerkennung auf (Laitinen 2009, 301), wobei die Bedingungen dieser Gegenseitigkeit vom ersten zum dritten Motiv hin deutlich zunehmen und somit voraussetzungsvoller sind. Zudem sind alle Motive eng mit der jeweiligen normativen Erwartung an und den Bildern von Familie sowie von intergenerativer (Nicht-)Zugehörigkeit verknüpft. Für diese gegenseitige Anerkennung und die damit verbundene Klärung solcher Erwartungen ist ein Treffen zumeist unabdingbar. Deshalb wird diese soziale Situation in vielen der analysierten Interviews mit leiblichen Eltern derart dicht mit weitreichenden Bedeutungen aufgeladen.

Diese Erkenntnisse können ein Beitrag dazu leisten, die beträchtliche Forschungslücke bezüglich der Perspektive leiblicher Eltern zu verringern (Hoksbergen et al. 2006, 47; Abraham et al. 2020, 111). Die Erwartungen und Gefühle leiblicher Eltern vor einem Erstkontakt wurden systematisch aufgezeigt und diskutiert. Ein grundlegendes Indiz für eine mögliche Limitierung der Studie gründet in der Homogenität der genannten Motive: Im Sample war niemand vertreten, die oder der explizit kein Motiv hatte, das Kind kennenzulernen. Allerdings könnte eine solche Absenz auch mit einem Verdrängen zusammenhängen, das wiederum auf die hier genannten Motivzusammenhänge und Ängste zurückzuführen ist. Eine direkte Limitierung durch das Sample stellt die Verteilung nach dem Geschlecht dar, wobei diese Thematik auch aus anderen Adoptionsstudien hervorgeht (Baxter et al. 2012, 78). Dies ist mit einer generellen Unteradressierung der leiblichen Väter hinsichtlich ihrer Vaterschaftspflichten verbunden. So werden 67 % der leiblichen Väter in den Adoptionsakten als unbekannt angegeben, was eine Unterrepräsentation der leiblichen Väter in den Adoptionsverhältnissen bedeutet (Businger et al. i. E.). Eine weitere Limitierung besteht darin, dass der zeitliche Ausschnitt vorwiegend Adoptionsfreigaben betrachtet, die in den 1960er- und 1970er-Jahren vorgenommen wurden, weshalb jüngere leibliche Eltern nicht im Sample vertreten sind. Grund hierfür ist die starke Abnahme der Inlandsadoptionen seit den 1970er-Jahren und dass möglicherweise ein gewisses Alter erreicht werden muss, um eine Bilanzierung des eigenen Lebens vornehmen zu können (Rosenthal 2015, 27), die wiederum zum Wunsch führen kann, das Kind zu treffen.

Um den biografischen und familiären Wendepunkt weiter zu untersuchen, könnten auch die Verhältnisbestimmungen zu den Sichtweisen der adoptierten Kinder und der Adoptiveltern berücksichtigt werden. Dies eröffnet eine weitere Forschungsmöglichkeit, bei der das Hauptaugenmerk auf Motiven, Hoffnungen und Ängste vor dem ersten Treffen liegt (March 2015, 106). Durch Analysen der Wechselwirkungen und Positionierungen zwischen den Perspektiven könnten Fragen zur Identitäts- und Zugehörigkeitssuche im erweiterten sozialen Kontext erörtert werden. Die Hinzunahme weiterer Daten im Zusammenhang mit theoretischen Diskursen über Identität und Zugehörigkeit wird als bereichernd eingeschätzt. Vergleichbare intergenerative Deutungen und Bedeutungen möglicher Treffen zwischen Kindern und leiblichen Eltern können sich auch in anderen, noch kaum empirisch beleuchteten Kontexten zeigen, wie bei Samenspendern, Leihmüttern oder Kuckucksvätern. Mögliche Forschungen zu diesen Verwandtschaften liessen sich für die Betrachtung der erwähnten Forschungsdesiderate als Vergleichsebene herbeiziehen.

Literatur

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Tabelle 1: Interviewteilnehmer*innen

Name leiblicher Eltern

Geburtsjahr leiblicher Eltern

Geburtsjahr Kind

Zeitpunkt Erstkontakt

Anna

1947

1970

2014

Elise

1961

1976

2016

Flurina

1952

1968

2016

Gabi

1950

1974

1994

Geraldine

1962

1980

2016

Jim

1955

1980

2015

Linda

1953

1970

1988

Manuel

1965

1985

Kein Kontakt

Mona

1957

1975

1994

Nela

1959

1981

2020

Peggy-Sue

1964

1986

1987

Veronika

1958

1985

2017

Viola

1951

1969

2000

(nur schriftlich)

Yolanda

1945

1962

2008

Zadie

1958

1977

2007

[1] Vollständiger Projekttitel: Inlandsadoptionen in der Schweiz – Kontinuitäten, Wandel und Wirkung von unumkehrbaren Familienplatzierungen im 20 und 21. Jahrhundert. Gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF), durchgeführt an der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Departement für Soziale Arbeit in Kooperation mit PACH Pflege- und Adoptivkinder Schweiz; Laufzeit 2019–2022; Projekt-Nr. 182842.

[2] Hinweis: Im Adoptionsgesetz vor 2018 waren Kontaktaufnahmen ab Volljährigkeit prinzipiell möglich, wurden aber nicht explizit unterstützt, weshalb es oftmals – wenn überhaupt – erst deutlich später dazu kam.