https://giso-journal.ch/issue/feedGesellschaft – Individuum – Sozialisation. Zeitschrift für Sozialisationsforschung2023-11-27T00:00:00+01:00GISo-Teaminfo@giso-journal.chOpen Journal Systems<p>Die Zeitschrift „GISo“ versteht sich als unabhängiges und interdisziplinäres Forum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Verläufen, Bedingungen und Ergebnissen von Sozialisationsprozessen. Sie dient der Präsentation und Diskussion theoretischer und konzeptioneller Positionen, empirischer Ergebnisse und forschungsmethodischer Herausforderungen in diesem thematischen Feld. Die Zeitschrift bietet eine Plattform für die Publikation wissenschaftlicher Originalbeiträge aus den Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaften, den Sozialwissenschaften, der Psychologie sowie der Geschichtswissenschaft.</p>https://giso-journal.ch/article/view/4494Schulübertritte als habituelle Passungsprozesse verstehen2023-10-01T10:25:15+02:00Robert Pham XuanRobert.pham-xuan@uibk.ac.at<p>Schulische Übertrittsprozesse können in mehrgliedrigen Schulsystemen als ein bildungsbiographisches Nadelöhr verstanden werden, in dem es um (bestenfalls) harmonische Anschlussprozesse geht. Dieses Phänomen lässt sich mit dem Begriff der kulturellen Passung schärfen. Dabei handelt es sich um das Zusammentreffen eines primären Habitus (aus der engsten Sozialisation des Kindes) mit einem sekundären Habitus (den institutionellen Anforderungslogiken und Erwartungen der Schule). Insbesondere bei wenig anschlussfähigen Passungskonstellationen stellt sich die Frage, inwiefern institutionelle Normalitätserwartungen für bestimmte Gruppen erhöhte Exklusionsrisiken provozieren. In diesem Beitrag wird ein qualitativ-methodisches Forschungsprojekt vorgestellt, in dem Fallportraits ehemaliger Mittelschüler:innen aus Familien ohne höheren Bildungsabschluss nach ihrem Übertritt in eine allgemeinbildende Oberstufe rekonstruiert wurden. Im Beitrag werden vertiefende Erkenntnisse des Forschungsprojekts vorgestellt und dabei wird kritisch diskutiert, inwiefern das dynamische Zusammenspiel zwischen institutionellen Normalitätserwartungen und schul- bzw. leistungsbezogenen Verhaltensweisen der Schüler:innen als eigenständige Reflexionsfläche für die Entstehungs- und Reproduktionsmechanismen von Phänomenen der Bildungsungleichheit zu betrachten ist.</p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Robert Pham Xuanhttps://giso-journal.ch/article/view/4606„Das da zehrt so am Selbstwertgefühl“2023-10-18T14:32:50+02:00Marina Ginalm.ginal@kjr-ml.de<p>Die medizinische Wissenschaft zählt zu den exklusivsten Studienfächern mit der weitaus höchsten akademischen Reproduktion. Mit Blick auf Geschlechterungleichheiten verlassen Frauen das Fach zu großen Teilen, bevor sie eine Professur erhalten konnten. Dieser Verschränkung von Ungleichheiten folgt der Aufsatz und untersucht, in Anlehnung an die Feld-Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu, auf welche Art und Weise Ausschlüsse aus der Hochschule erzeugt werden. Der Fokus liegt hierbei auf den emotionalen Kosten von Feld-Habitus-Differenzen für Erstakademikerinnen in der Habilitationsphase, in der sich die meisten Wissenschaftlerinnen umorientieren. Empirisch basiert dieser Artikel auf dem Vergleich zwischen Erstakademikerinnen und Frauen aus akademischen Elternhäusern. Im Ergebnis wird deutlich, dass Erstakademikerinnen mit kontinuierlichen Passungsanforderungen konfrontiert sind, die im Habilitationsverlauf eine innere Feldabhängigkeit verstärken, das Selbstvertrauen verringern und erhöhte Stressbelastung mit sich bringen. Insgesamt wird aufgezeigt, wie krisenhafte Habilitationsverläufe erzeugt werden, die dazu führen, dass das Verlassen der Hochschule als eigene Problemlage erscheint.</p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Marina Ginalhttps://giso-journal.ch/article/view/4613Delinquenz und Sozialisation2023-10-22T12:10:13+02:00Franz Zahradnik franz.zahradnik@ife.uzh.chChristian Ghanemchristian.ghanem@th-nuernberg.de<p>Delinquenz wird gemeinhin als das Ergebnis nicht gelungener Sozialisationsprozesse verstanden, insofern gesellschaftliche Norm- und Wertstrukturen nicht in gewünschter Weise angeeignet wurden. Wie entstehen derartige Abweichungen im Verlauf von Sozialisationsprozessen und wie können solche Entwicklungen sich auch wieder verändern? Welche Rolle spielen unterschiedliche Institutionen in solchen Konstellationen? Die vier Beiträge des Themenschwerpunkts gehen diesen und verwandten Fragen nach. Daneben sind noch zwei freie wissenschaftliche Beiträge in der Ausgabe enthalten, die sich mit den Auswirkungen sozialer Ungleichheiten an Übergängen in der Schule bzw. im akademischen Hochschulbetrieb beschäftigen.</p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Franz Zahradnik , Christian Ghanemhttps://giso-journal.ch/article/view/4492Fallstricke stationärer Erziehungshilfen als Instanz sozialisierender Delinquenzbearbeitung2023-10-01T10:15:39+02:00Nina OelkersNina.oelkers@uni-vechta.deAnnika GaßmöllerAnnika.gassmoeller@uni-vechta.de<p>In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, welche Chancen und Herausforderungen mit stationären Erziehungshilfen als Instanz sozialisierender Delinquenzbearbeitung einhergehen. Zwar ist davon auszugehen, dass es sich bei Delinquenz Jugendlicher in der Regel um ein ubiquitäres, passageres Phänomen handelt, welches in der Regel mit einer Spontanbewährung endet, zugleich werden jedoch für einige junge Menschen, deren Delinquenz ein bestimmtes Maß überschreitet, stationäre Jugendhilfemaßnahme installiert. Die Delinquenzbearbeitung durch stationäre Erziehungshilfen bietet jedoch aus sozialisatorischer Perspektive einige Fallstricke, die wir nachfolgend in den Blick nehmen.</p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Nina Oelkers, Annika Gassmöllerhttps://giso-journal.ch/article/view/4607Einmal kriminell, immer kriminell?2023-10-18T14:57:03+02:00Evelyn HeynenEvelyn.heynen@ou.nl<p>Es gibt zahlreiche empirische Belege dafür, dass Jugenddelinquenz mit Störungen in der moralischen Entwicklung, im moralischem Urteilsvermögen, der Empathie und in den Emotionen Schuld und Scham verbunden sein kann. Folglich wurden Interventionen entwickelt, die auf die moralische Entwicklung jugendlicher Delinquenter abzielen, um die Wiederholung von Straftaten zu reduzieren. Eine umfassende Zusammenfassung von Studien, die die Wirksamkeit dieser Interventionen untersuchten, liegt jedoch bis heute nicht vor. Der aktuelle Beitrag befasst sich daher mit den beiden folgenden Fragestellungen: Zum einen geht es darum, ob moralische Verhaltensinterventionen bei jugendlichen Delinquenten wirksam sind, um moralisches Urteilsvermögen zu beeinflussen. Zum anderen soll der Frage nachgegangen werden, ob durch diese Interventionen verhindert werden kann, dass sie rückfällig werden. Die Ergebnisse der beiden Metaanalysen, die in diesem Zusammenhang durchgeführt wurden, zeigen, dass moralische Verhaltensinterventionen einen kleinen bis mittleren, aber dennoch signifikanten Gesamteffekt auf das moralische Urteilsvermögen hatten. Lediglich der Interventionstyp erwies sich als signifikanter Moderator. Die Gesamtwirkung auf Rückfälle war gering und nicht signifikant.</p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Evelyn Heynen https://giso-journal.ch/article/view/4484Handlungslogiken und implizite Sozialisationsannahmen von Fachkräften der Islamismusprävention2023-09-26T18:51:39+02:00Eike Bösingeike-matthias.boesing@uni-vechta.deYannick von LautzYannick.von-lautz@iu.orgMargit SteinMargit.stein@uni-vechta.deMehmet KartMehmet.kart@iu.org<p>Die Abwendung von islamistischer Radikalisierung ist ein komplexer Prozess, in dem oftmals auf kognitiver und/oder Verhaltensebene umfassende Neuorientierungen erarbeitet und stabilisiert werden müssen. Zur Prävention und Unterstützung der Abwendung hat sich in Deutschland eine vielfältige Präventions- und Interventionslandschaft etabliert, in der verschiedenste Professionen tätig sind. Im vorliegenden Beitrag werden durch eine dokumentarische Rekonstruktion der Handlungspraxis von Fachkräften der Präventions- und Ausstiegsarbeit deren implizite Sozialisationsannahmen sowie Adressierungen von Sozialisationsinstanzen analysiert. Im Ergebnis zeigen sich mit der Orientierung an sozialer Integration einerseits und der Orientierung an Autonomie und Abgrenzung andererseits zwei grundlegend differierende pädagogische Handlungslogiken, in denen jeweils Integration bzw. Individuation stärker fokussiert werden und auf deren Grundlage Sozialisationsinstanzen unterschiedlich adressiert werden. Während im ersten Orientierungstypus besonders der Kernfamilie eine hohe Bedeutung zugeschrieben wird und die Praxis auf die (Wieder-)Herstellung positiver Beziehungen fokussiert, werden Sozialisationsinstanzen im zweiten Orientierungstyp nachrangig und allenfalls funktional betrachtet. Die Ergebnisse sind dabei über das Feld der Radikalisierungsprävention hinaus anschlussfähig.</p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Eike Bösing, Yannick von Lautz, Margit Stein, Mehmet Karthttps://giso-journal.ch/article/view/4491Reflexion und Irritation als Strategien im Umgang mit Wissenskulturen zu Jugenddelinquenz, Neosalafismus und marginalisiertem Sozialraum2023-10-01T09:53:35+02:00Katharina Leimbachkatharina.leimbach@uni-bielefeld.deMareike Wilkemareike.wilke@uni-bielefeld.de<p>Mit diesem Artikel wollen wir einen Einblick in das sehr frühe Stadium eines DFG-geförderten Forschungsprojekts und in unsere Überlegungen zu einer kritisch-selbstreflexiven Forschungshaltung geben. Es wird der Frage nachgegangen inwiefern die konzeptuelle Anlegung eines Projekts zur Untersuchung von Interaktionen von neosalafistischen, delinquenten und nichtdelinquenten Jugendlichen in marginalisierten Stadtgebieten bereits spezifische Problematisierungen und Wissenskulturen in sich trägt. Nachdem wir das Projekt eingeführt haben, präsentieren wir ein theoretisches Konzept, welches durch eine wissenssoziologisch inspirierte Problemsoziologie die wissenschaftliche Beteiligung an Problemdiskursen konzeptuell verankert. In Kombination mit einem qualitativ-interpretativen Vorgehen werden dadurch die Schranken für eine kritisch-selbstreflexive Forschungshaltung gestellt. Im Text werden einerseits Wissenskulturen zu Jugenddelinquenz, Neosalafismus und marginalisiertem Sozialraum zusammengetragen und andererseits empirische Strategien erarbeitet, wie wir einen Umgang mit diskursiven Formierungen und den wechselseitigen Verstrickungen im Konstruktionsprozess erarbeiten. </p>2023-11-24T00:00:00+01:00Copyright (c) 2023 Katharina Leimbach, Mareike Wilke